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Oswald Kollreider

Strassen – die zweite Heimat von Oswald und Theresia Kollreider

 Nach seiner Kindheit und Jugend in St. Oswald/Kartitsch, dem Einsatz als Soldat im 2. Weltkrieg, seinen Jahren der Ausbildung zum akademischen Maler und seinem ersten künstlerischen Schaffen musste sich Oswald Kollreider um eine dauernde Bleibe, sozusagen einen Ankerplatz für sein weiteres Leben schauen. Er fand ihn in der Gemeinde Strassen, wo er mit seiner Schwester Theresia, die ihm den Haushalt führte und selber künstlerisch tätig war, ab 1960 eine kleine Wohnung im obersten Stock des Gemeindehauses bezog.

1970 übersiedelte er in den ersten Stock des neu erbauten Haus Rosa (Dorfstraße 5). Im Winter 1995/96 verlegte er seinen Wohnsitz wieder in das Gemeindehaus, allerdings in den geräumigen 1. Stock, dort wohnt er bis heute mit seiner Schwester. Als Atelier dienten ihm in all den Jahren die Erdgeschoßräume des Zubaues des Hauses „Kirchmayr“ (Dorfstraße 16), einige Räume im Wohntrakt des Gemeindehauses mietete er als Galerie zur Ausstellung seiner Bilder.

Selbstbildnis 2006

Selbstbildnis 2006

        

Selbstbildnis 1996

Selbstbildnis 1994

Strassen – künstlerisches Wirken

Die Sgraffito-Technik bildet in den 1960er Jahren einen Schwerpunkt in Kollreiders Schaffen. Meist in Schwarz-Weiß gehalten und auf klare Formen bedacht, hat sie sich als aussagekräftig an der Fassade von Bauten gut erhalten: Schulhaus-Ostwand > „Schulkind mit Schutzengel und fünf Symbolen“ 1961 (leider beim Schulhauszubau 1998-2000 verbaut); Karl Mair/Portner (Dorfstraße 25) > „Engel, Heimfried“ 1961; Josef Klammer (Hof) > „Golgotha“ 1961; Tischlerei Wieser (Heising) > „hl. Josef“ 1967; Wieser/Hörmer (Heising) > „Muttergottes mit Kind“ 1977; Garage von Weiler/Pius (Tassenbach) > „hl. Christophorus“ 1967; FF-Haus Tassenbach > „hl. Florian“ 1987.

    
 Schulkind mit Schutzengel und fünf Symbolen 1961    Zwei Engel mit Fanfaren - Heimfried 1961

 

   
 Golgotha 1961 (Josef Klammer, Hof)    Hl. Josef 1967 (Tischlerei Wieser)

 

   
 Muttergottes mit Kind 1977 (Hörmer, Heising)    Hl. Christophorus 1967 (Pius, Tassenbach)

Farbige Darstellungen an Gebäuden schuf der Künstler später: Nische in der Südwest-Wand des Turmes der Dreifaltigkeitskirche >  „Guter Hirte“ 1979; Widum Nordseite > Verlorener Sohn“ 1982; Strasserwirt (Altbau) > „Hlgst. Dreifaltigkeit“, „Pferdefuhrwerk“ 1978; Feuerwehrhaus Strassen > „hl. Florian“ 2001 (Entwurf: O. Kollreider, Ausführung: Herbert Begher); Tischlerei Josef Mayr/Brosler > „hl. Josef mit Jesus“ 1995; Alois Bodner/Kasperler in Heising > „Pieta“ 1967 (Fresko-Kopie des nicht mehr vorhandenen Wandbildes an der Westseite des alten Valtner Hofes); Eingangsbereich des Hauses „Jandl“ in Messensee > „Hl. Familie“ 1977 (stark abgewittert, nach Abtragung des Hauses 2012 aber erhalten geblieben).

      
Guter Hirte 1979 (Turm der Dreifaltigkeitskirche)  

Verlorener Sohn 1982 (Widum)

     
Hl. Josef mit Jesus 1995 (Josef Mayr, Brosler)   Pieta 1967 (Kasperler, Heising)
     

                                          Hlgst. Dreifaltigkeit, Pferdefuhrwerk 1978 (Strasserwirt)

 Einen Sonderfall stellen die Farbbilder im nördlichen Stiegenaufgang der Volksschule dar. Bei der Innenausstattung des Schulhauszubaues 1960/61 ließ Kollreider in einem pädagogisch-bildnerischen Projekt fünf Schüler der damaligen Volksschuloberstufe unter seiner Anleitung die bekanntesten Heiligen der zwölf Monate entwerfen, die er dann auf die Ostwand - hl. Drei Könige (Jän.), Mariä Himmelfahrt (Aug.), St. Blasius (Feb.), St. Jakobus (Juli), St. Josef (März), St. Peter und Paul (Juni), St. Isidor (April), St. Florian (Mai) – und Westwand - hl. Erzengel Michael (Sept.), St. Cäcilia (Nov.), St. Franziskus (Okt.), hl. Weihnacht (Dez.) - übertrug. Seit dem Volksschulumbau 1998-2000 sind eine Bildwandkarte von Osttirol im Erdgeschoßgang (Westwand) und eine von Gesamttirol, vom Tiroler Adler umfangen, im ersten Stock (Westwand) nicht mehr erhalten.

       

   Vier Jahresheilige 1961 (VS, Stiegenaufgang Ost)                   Acht Jahresheilige 1961 (VS, Stiegenaufgang West)  

Auch kleine Aufträge erfüllte der Künstler, so schmückte er 1979 den Bildstock südlich der Bundesstraße 100 auf Höhe der Abzweigung nach Heising mit vier religiösen Motiven: Hlgst. Dreifaltigkeit, hl. Jakobus, hlgst. Herz Jesu, Sieben Schmerzen Mariens.

       
Bildstock 1979, südlich der Bundesstraße 100   Hl. Jakobus auf Bildstock 1979

Skizzen und Bildwerke in Farbe bilden natürlich einen Hauptteil in Oswald Kollreiders Schaffen. Im Laufe seines Künstlerlebens entwarf er unzählige Skizzen, die für ihn einerseits bildnerisches Tagebuch auf seinen vielen Reisen darstellten, andererseits als Grundlage für Farbbilder dienten. Viele dieser künstlerischen Momentanaufnahmen verschenkte Kollreider in seiner Großzügigkeit, sodass in fast jedem Haus von Strassen mindestens eine seiner Skizzen hängt. In der Minderheit befinden sich in Kollreiders Schaffen Werke mit Bleistift, Kohle und anderen Farbtönen. Dafür ist das Bildgestalten in Farbe – sei es in Aquarell, Öl (nur am Anfang des Schaffens) und Tempera – in großem Reichtum vorhanden, wobei die Portraitmalerei eine besondere Rolle spielt. Auch hier dürfen sich viele Haushalte in Strassen über den Besitz eines Farbwerkes – sei es geschenkt oder käuflich erworben – immer von neuem freuen.

                            Weihnacht 2001

      

                 Altbäuerinnen am Kirchweg 1971

Strassen – Gemeinschaftstun und Ehrungen

 In den letzten 60 Jahren konnte man in Strassen acht Primizen, andere Priester- und Pfarrfeste sowie viele Gemeindefeiern begehen, an deren Planung und künstlerischer Gestaltung u. a. mit Festbildnissen und Spruchbändern Oswald Kollreider führend tätig war. Ebenso waren die Renovierung der Dreifaltigkeitskirche, deren 40-flammigen Barockluster Kollreider dem Gotteshaus zum Geschenk machte, und der St. Jakobskirche sowie des Widums ihm ein persönliches Anliegen. Wenn in Strassen die Gemeinde, Pfarre oder Vereine zu einem Fest luden, dann waren die schriftlichen Einladungen meist mit einer passenden Zeichnung des Meisters geschmückt. Seine knapp bemessene Zeit opferte er zusätzlich durch mehrere Jahre als Mitglied dem Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenrat von Strassen.

Dass Oswald Kollreider als Künstler und Mensch in Strassen hochgeschätzt ist, beweisen u. a. die Räume der Gemeindeverwaltung, in denen mehrere Farbbilder (Blumenstrauß 1997, Harfenspielerin 1984, Altbäuerinnen am Kirchweg 1971, Selbstbildnis 1994, Weihnacht 2001) und Skizzen die Wände zieren. Für den Sitzungssaal im Gemeindehaus schuf Kollreider 1987 das Auftragswerk „Strassen – Erbe und Auftrag“. Im Kultursaal Strassen konnte Kollreider fünf viel beachtete Ausstellungen seiner Werke zeigen: Juni-Juli 1983 (Galerie im Gemeindehaus), 1997 (zum 75. Geburtstag), 2002 (80. Geburtstag), 2007 (85. Geburtstag), 2012 (90. Geburtstag, jeweils Jänner-Feber) und zuletzt im Feber 2017 (95. Geburtstag).

Oswald Kollreider erhält 1976 von Bezirksobmann Ing. Grammer die Ehrenmitgliedsurkunde der Heimatbühne Strassen.

 

Oswald Kollreider (Vierter von links) wird 1989 auch Ehrenmitglied der Schützenkompanie Strassen.

 

 

 Bgm. Josef Mayr zeichnet Oswald Kollreider am 23. Nov. 1985 mit der Ehrenbürgerurkunde aus.

 Immer wieder baten die dörflichen Vereine den Künstler um seine Mitarbeit, dafür ernannten ihn die Heimatbühne 1976 und die Schützenkompanie 1989 zum Ehrenmitglied. Die politische Gemeinde erkannte schon früh Kollreiders unschätzbares Mitwirken für die Dorfgemeinschaft. So wurde er bei Gemeindefeiern 1978 und 1982 (60. Geburtstag) geehrt und erhielt 1985 als höchste Auszeichnung die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Strassen. Eng mit dem Wirken in Strassen verbunden sind die Verleihung des päpstlichen Silvesterordens 1981 durch Bischof Dr. Reinhold Stecher und des Berufstitels „Professor“ 1987 im Unterrichtsministerium in Wien.   Text und Fotos: Karl Schett

(Quelle: Hans-Peter Ofer, „Oswald Kollreider – Ein Maler des Expressionismus in Osttirol“ 1979 Selbstverlag).

 

Prof. Oswald Kollreider vollendete sein Leben als Künstler

 Am Mittwoch, 19. Juli 2017, ist Oswald Kollreider im 96. Lebensjahr in seiner Wohnung im Gemeindehaus Strassen friedlich zu seinem Schöpfer heimgegangen. In besonders würdiger Form wurde er von seinen Angehörigen im Kultursaal Strassen aufgebahrt, der zu den Gebetszeiten mittags und abends die Besucher kaum fassen konnte.

Aufbahrung im Kultursaal Strassen

 

Auferstehungsgottesdienst in der Kirche St. Oswald

Auch das Begräbnis in St. Oswald/Kartitsch am Samstag, 22. Juli, wurde zu einer Demonstration der Wertschätzung für den großen Künstler. Ortspfarrer Cons. Anton Kofler konzelebrierte mit fünf Mitpriestern den Auferstehungsgottesdienst in der St. Oswalder Kirche, den der Kirchenchor Strassen erhebend mitgestaltete. Pfarrer Anton Kofler, Bgm. Franz Webhofer von Strassen und Bgm. Josef Außerlechner von Kartitsch würdigten Leben und Wirken des großen Heimatsohnes.

Seine letzte Ruhestätte erhielt der Verstorbene auf eigenen Wunsch an der Nordseite des Friedhofs unter seinem Wand-Sgraffito „Der Auferstandene“. Seelsorgeraum-Pfarrer Mag. Hansjörg Sailer von Strassen sprach die Segensgebete am offenen Grab, in das sich eine Vereinsfahne stellvertretend für die übrigen zum Abschied und Dank senkte. Die Ehrensalve der Schützenkompanie Strassen und das Lied vom guten Kameraden der Musikkapelle Strassen bildeten den Abschluss der hehren Begräbnisfeier.

Akad. Maler Prof. Oswald Kollreider möge ausruhen von seinem unermüdlichen künstlerischen und gemeinschaftlichen Schaffen! Er wird uns in Erinnerung bleiben als Künstler und Mensch, sein Leben lang im Dienste des Schönen und Guten.

 

Beisetzung im Friedhof St.Oswald

 

Prof. Oswald Kollreider bleibt unvergessen                                                           Text und Fotos: Karl Schett

 

 

 

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