Auf das Haustor schreibt ein Sternsinger den Kurzsegen + 20-K+M+B-17+ , das bedeutet: Kaspar+Melchior+Balthasar, oder: Christus mansionem benedicat. (Christus segne dieses Haus.). Die Sternsinger sammeln Geldspenden für verschiedene Anliegen, in den letzten Jahrzehnten für Projekte in den armen Erdteilen.
In Strassen kann man das Sternsingen bis zum Jahr 1930 zurückverfolgen, in dem durch Initiative von Kapellmeister Josef Wieser Vertreter der Musikkapelle erstmals als Sternsinger verkleidet von Haus zu Haus zogen und mit ihren Instrumenten (Blas- und Streichinstr.) verschiedene Weisen spielten. Ab 1937/38 sangen die Musikanten-Sternsinger das legendäre Sternsingerlied „Grüß Gott, so singen wir im Chor“ oder später „Wir treten ein in enker Haus“, verfasst und vertont von Kapellmeister Josef Wieser. Den Spendenerlös behielt durch Jahrzehnte die Musikkapelle, es war ihre Haupteinnahme zum Ankauf von Instrumenten. In den Jahren 1930-1959 hielten die Musikanten den Sternsinger-Brauch lebendig, nur unterbrochen durch die Kriegsjahre, in denen Kapellmeister Wieser Frauengruppen, meist Sängerinnen des Kirchenchores, verstärkt durch ein paar männliche Instrumentalisten, mit dem Sternsingen betraute.
Mit dem Jahr 1960 führte der damalige Diözesanbischof DDr. Paulus Rusch das Sternsingen durch Jungschargruppen ein, die Spenden wurden nun für Anliegen der Dritten Welt verwendet. In Strassen sang in dieser Übergangszeit 1960 eine Kirchenchorsängerinnengruppe mit zwei Bläsern, dann einige Jahre in erhebender Weise Theologengruppen (damals zählte allein Strassen fünf Priesterstudenten), fallweise verstärkt durch Männer des heimischen Kirchenchores. Später übernahmen den Sternsingerbrauch andere Männergruppen (Studenten), mehrere Jahrzehnte die Jungschar, fallweise auch SängerInnen des Kirchenchores, Jugendchores, Männerchores, der Musikgruppe Mosaik und der Landjugend. Dabei wurde den Menschen in den Haushalten viel Freude bereitet und viele Tausende Schilling bzw. Euro für Menschen in Not gesammelt. Bei der Durchführung der Sternsinger-Aktion ist seit vielen Jahren Elisabeth Weiler führend tätig.
(Quelle: Chronik der Musikkapelle Strassen, Chronist Alois Bodner, Kasperler)
Vier Jungschargruppen als Sternsinger im Jahre 2007, vorne von links: Sabrina Bergmann (Stern), Michaela Schett (König), Melanie Schett (Ministrant), Reinhard Bodner (schwarzer K.), Carmen Grünbacher (Ministrant), Jasmina Walder (K.); Iris Delvai (Stern), Katharina Weiler (K.), Sabrina Hofmann (K.), Irina Mayr (schwarzer K.);
hinten, von links: Jonathan Aichner (Stern), Stephan Golmayer (K.), Markus Schett (schwarzer K.), Andreas Schett (K.); Andrea Bodner (schwarzer K.), Maria Weitlaner (K.), Martin Weiler (K.), Elisabeth Mayr (Begleiterin), Daniel Trojer (Ministrant), Elisabeth Weiler (Begleiterin), Daniel Schett (Stern).
Foto: Karl Schett
Die Landjugend als Sternsinger 1991,
von links: Franz Bergmann/Graber, Josef Joas/Töniger, Wilhelm Mayr/Staffiner (schwarz), Manfred Huber; Foto: Karl Schett
Theologen als Sternsinger 1963,
von links: Walter Aichner/Oasler, Peter Mayr, Stefan Bodner/Kasperler (schwarz), Franz Mayr/Staffiner, Walter Platzer (Gast-Theologe bei Oasler);
Fotograf: unbekannt.
Wahrscheinlich die beiden ältesten Sternsingerfotos von Strassen;
Musikkapelle als Sternsinger 1933, 1. Gruppe,
vorne, von links: Alois Bodner sen.,Kasperler, Gottfried Mayr/Brosler (schwarz), Jakob Huber sen.,Sexter;
hinten: Rudolf Wieser/Hörmer, Alois Aichner/Tölderer, Franz Bergmann/Troger, Ingenuin Steidl/Hafner(Stern). Foto: Franz Mayr/Krämer
Musikkapelle als Sternsinger 1933, 2. Gruppe,
vorne, von links: Josef Wieser/Hörmer (Kapellmeister, Waldhorn), Alois Pircher/Bannholz (Geige), Johann Berger (Posaune);
hinten: Josef Ritsch/Glaser (Waldhorn), Josef Mair/Agner (Stern, schwarz), Peter Mayr/Schneider (Rauchfass), Anton Mayr/Lienharter (Querflöte);
Foto: Franz Mayr/Krämer
In Strassen ging ein echter Schwarzer Sternsingen
Wenn heuer die Sternsinger besonders freudig erwartet und herzlich aufgenommen wurden, so waren zwei Umstände daran schuld: Unsere drei Theologen und zwei Gasttheologen verstanden es vorzüglich, die Liturgie dieses alten Brauches sehr würdevoll zu gestalten. Und fürs Zweite, es waren im wahrsten Sinne des Wortes Sternsinger. Mit ihren ausgewählten Worten und frischen Gesängen brachten sie eine weihevolle Stimmung in die Familien.
Außergewöhnlich war auch der Umstand, dass der schwarze König tatsächlich im fernen schwarzen Erdteil beheimatet ist, ein Theologe aus Uganda, der in Innsbruck im Studium steht und hier in den Weihnachtsferien gastliche Aufnahme gefunden hat. Herr Lorenz Ssettuba hat seine Sache in jeder Hinsicht gut gemeistert. Es war für uns ein erhebender Augenblick, als er in der Heiligen Nacht das Weihnachtsevangelium in deutscher Sprache sang.
Wohl noch nicht oft war der Gemeindesaal so voll besetzt wie diesmal, als Lorenz Ssettuba in einem Missions-Lichtbildervortrag von seiner Heimat Uganda erzählte, wie es dort in wirtschaftlicher, politischer und religiöser Hinsicht aussieht. Die Spenden, die beim Vortrag und nun beim Sternsingen für ihn und die Mission eingegangen sind, beweisen nicht nur unsere gesicherte wirtschaftliche Lage, sondern vielmehr die Aufgeschlossenheit gegenüber der missionarischen Notwendigkeit, durch persönliches Opfern und Beten dem Reiche Gottes zu dienen. Der Haussegen, den heuer einer vom „schwarzen Erdteil“ sprach, möge uns weiterhin für die Mission wach halten, und die Eindrücke, die Herr Lorenz Ssettuba bei uns gewonnen hat, werden gewiss auch ihm manch Erfreuliches gegeben haben.
Aus: Osttiroler Bote, Nr. 2/1962, Bericht von Karl Schett sen.)
In eigener Sache:
Ich bitte um Rückmeldungen, wenn jemand zu diesem Beitrag Vorschläge, interessante Fotos oder Geschichten hat. Für Hinweise auf inhaltliche Fehler (Namen etc.) bin ich ebenso dankbar. Gemeindechronist Karl Schett, Tel. (04846)6569.