Do21.Jun

Heimgang einer treuen Dienerin

Nachruf für Pitterle Antonia

Gerne saß sie auf der Bank an der Nordwand ihres Heimathauses, und ihre Augen luden manchen Vorbeigehenden treuherzig zu einem kurzen Plausch ein. Dann erfuhr man von ihr, dass sie wegen ihrer nachlassenden Kräfte nur mehr wenig arbeiten könne und auch nicht mehr zur Kirche komme. Sie sei aber zufrieden und dankbar, weil der Herrgott ihr im Leben immer geholfen habe.

antonia pitterleAm 21. Juni 2007 ist Antonia Pitterle, 89 Jahre alt, nach nur eintägigem Aufenthalt im Bezirksaltenheim Lienz nach längerem altersbedingtem Leiden unerwartet gestorben. In ihrem Heimathaus zu Schuster in der Fraktion Hof wurde sie aufgebahrt und unter reger Teilnahme zur St. Jakobskirche begleitet. Pfarrer Hudson Lima Duarte zelebrierte unter Assistenz von Diakon Johann Huber den Begräbnisgottesdienst, Kirchenchor und Bläsergruppe gaben dem Begräbnis einen würdigen Rahmen.

Im letzten Jahr des 1. Weltkrieges, am 13. Juni 1918, kam Antonia Pitterle als erstes der fünf Kinder von Johann Tassenbacher und Anna, geb. Pitterle, zur Welt. Nach harten und bescheidenen Kinder- und Jugendjahren brachte der 2. Weltkrieg viel Leid über die Familie, da ihr Vater 1942 einem Kriegsleiden erlag und von ihren beiden eingerückten Brüdern Hans und dem 19-jährigen Peter nur mehr Hans und dieser als Schwerstverwundeter heimkehrte. Auch der Tod ihrer Mutter 1957 und ihres älteren Bruders Hans 1986 waren für sie äußerst traurige Ereignisse, zumal nun sie und ihre jüngste Schwester Barbara - die ältere, Anna, hatte nach Außervillgraten geheiratet - den Hauptteil der landwirtschaftlichen Arbeit auf dem Schuster Hof zu bewältigen hatten. Doch unverdrossen war Antonia jahrzehntelang in Haus, Stall und Garten sowie Feld und Wald tätig. Dafür erhielt sie von der Landeslandwirtschaftskammer die Ehrenurkunde als Landarbeiterin über vierzig Jahre. Trotz vieler Belastungen blieb Antonia ein liebevoller und hilfsbereiter Mensch, dessen ruhiges und sonniges Wesen Bescheidenheit und tiefe Frömmigkeit verrieten.

Aber auch für die Dorfgemeinschaft hatte die "Schuister Tone" sehr viel übrig. Als versierte Näherin besorgte sie Trachtenarbeiten für Schützen sowie Musikanten und bedachte die Musikkapelle zusätzlich mit Spenden, weshalb sie vom Tiroler Blasmusikverband das Förderehrenzeichen erhielt. In früheren Jahrzehnten erfüllte sie einen besonders wertvollen Nachbarschaftsdienst, indem verstorbene Dorfbewohner unter ihrer Anleitung würdig aufgebahrt wurden. Die zahlreichen Bittstellungen der Pfarre für Kirchenrenovierungen und karitative Sammlungen unterstützte sie ebenfalls mit freigebiger Hand. So vollbrachte sie als einfacher Mensch im Stillen viel Gutes und wird uns als Beispiel für treue Lebenserfüllung in Erinnerung bleiben. KS.

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