Ökologischer Kraftwerksbau am Beispiel des Speichers Tassenbach
Einen Meilenstein in der Geschichte des naturnahen Kraftwerksbaues stellt der Speicher Tassenbach des Kraftwerks Amlach in der Gemeinde Strassen dar. Schon bei der Planung des Speicherbeckens verfolgte die TIWAG ein Konzept, das die Erhaltung und Verbesserung der dortigen ökologischen Verhältnisse vorsah.
Der Speicher wurde in einem vernässten Teil des Talbodens errichtet. Dort hatte sich früher schon einmal ein See befunden, der jedoch dann verlandete. Der besondere ökologische Wert des Gebietes besteht darin, daß es zu einem wichtigen Refugium für seltene Tierarten und zum einzigen größeren Stützpunkt für Zugvögel in diesem Landesteil geworden ist. Hier sind auch zwei in Osttirol nur an ganz wenigen Stellen vorkommende Weidenarten, die Kriech- und die Lorbeerweide, anzutreffen. Es war daher wichtig, dieses Feuchtbiotop, wenn auch in anderer Form funktionsfähig zu halten.
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Das Speicherbecken wurde daher nicht wie eine technische Anlage geometrisch angelegt, sondern naturnah wie ein kleiner See mit Buchten und einer Insel gestaltet. Am Ufer befinden sich flache und steile Böschungen, Seichtwasserzonen und Schilfgürtel.
Typische Pflanzen wurden vor Baubeginn ausgegraben, zwischengelagert und anschließend wieder rund um den See eingesetzt. Viele Vögel und Wassertiere fanden am und um den Speicher neuen Lebensraum. Insgesamt wurden bereits über 150 verschiedene Vogelarten gesichtet. Ein Naturlehrpfad mit Schautafeln informiert über die hier anzutreffenden Tiere und Pflanzen.
Bei der Gestaltung der Uferbereiche an Drau und Gail wurde auf eine naturnahe Bauweise geachtet. Die Tiroler Gail blieb in ihrem bisherigen Bett, wurde aber durch Errichten mehrerer schwellenartiger Steinwürfe zur Bildung neuer Mäander angeregt. Im Rückstaubereich der Drau erfolgte die Anpassung an die neuen Verhältnisse durch Einbau von Steckhölzern und Pflanzen in die vorhandene Trockenmauer. Der neben der Drau verlaufende, früher schnurgerade und kanalartige Entwässerungsgraben wurde verbreitert und bietet heute wieder einen natürlichen Anblick, vor allem durch größere Vielfalt an unterschiedlichen Kleinlebensräumen.
Kraftwerk Strassen - Amlach
Das Kraftwerk Amlach ist ein Laufkraftwerk mit Schwellbetrieb.
Wegen seines eher geringen Fassungsvermögens von 240.000 Kubikmetern eignet sich der Speicher Tassenbach bloß als „Rohenergie-Lager" für eine einzige Tagesproduktion des Kraftwerks Amlach (daher auch der Name „Tagesspeicher"). Das Speicherwasser wird vor allem zu Zeiten erhöhten Strombedarfs abgearbeitet.
Vom Speicher Tassenbach führt ein knapp 22 Kilometer langer Druckstollen mit einem Durchmesser von 3,2 Metern im südlich der Drau gelegenen Gebirgsmassiv der Lienzer Dolomiten ostwärts bis zum Wasserschloss Tschilog, das in einem Berghang 370 Meter oberhalb des Krafthauses Amlach liegt. Vorn Wasserschloss führt ein gepanzerter Druckschacht, zuerst steil abfallend, dann flach verlaufend, zum Krafthaus am Fuße des Rauchkofels. Die beiden Maschinensätze, bestehend aus je einer FrancisTurbine und einem Drehstrom-Generator, leisten zusammen 60 Megawatt, womit im Regeljahr 225 Gigawattstunden erzeugt werden können.
Der Strom wird in die 110-kV -Landesleitungen eingespeist und zur Deckung des Osttiroler Bedarfs eingesetzt. Dem Kraftwerk Amlach angeschlossen ist auch ein 110/30-kV-Umspannwerk, das als Drehscheibe für das Mittelspannungsverteilnetz im Bezirk Lienz dient.
Sowohl Kraftwerk als auch Umspannwerk werden von Lienz aus ferngesteuert und überwacht.
Technische Daten | |
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Einzugsgebiet: 422 km2 | Gewässer:Drau, Tiroler Gail |
Ausbauwassermenge: 20 m3/sec. | Fallhöhe: 370 m |
Speicherinhalt: 240.000 m³ | Engpaßleistung: 60 MW |
Regeljahreserzeugung: 225 GWh 2 Francis-Turbinen, 2 Drehstrom-Generatoren mit Blocktrafos |
Inbetriebnahme: 1988 |