Mi10.Mai

Anna Mayr (89), Strassen, † 14. April 2023

Das „Staffiner Nannile“ setzte alle Kräfte für ihre Familie und als Bäuerin ein. Sie lebte ein überzeugtes, auf die Mitmenschen gerichtetes Christsein.

Ihr letztes Lebensjahr war eine Leidenszeit. Bei einem Sturz auf eisiger Stelle im Feber 2022 zog sich die rüstige Achtzigerin schwere Kopf- und Wirbelverletzungen zu, von denen sie nicht mehr gesundete. Als sie am Ostermittwoch von einem Spaziergang nicht rechtzeitig zurückkehrte, fand ihr Mann Sepp sie in unmittelbarer Nähe bewusstlos am Boden liegend auf.

Hartes Aufwachsen
Anna kam 1934 als viertes von sieben Kindern ihrer Eltern Franz und Anna Aichner zu Graber in Strassen/Hintenburg zur Welt und besuchte ab 1940 die achtjährige Volksschule in Strassen. 12-jährig zog sie sich als Kuhhirtin am Oberberg den Kopftyphus zu und lag wochenlang im Spital. Nach der Entlassung schaffte sie den Heimweg als Mitfahrerin in einem LKW und dann zu Fuß. Als Jugendliche musste sie einige Todesfälle verkraften, denn ihr um ein Jahr älterer Bruder Thaddäus wurde im März 1951 18-jährig beim Holztreiben vom Schnee erdrückt, ihr jüngerer Bruder Franz war schon 1941, ein halbes Jahr alt, entschlafen. Onkel Peter überlebte 1939 41-jährig einen Radsturz in die Drau nicht und Tante Rosa verstarb 1945, erst 40 Jahre alt.

Generationenfamilie
Nach der Pflichtschule arbeitete Anna auf nahen Bauernhöfen als Magd, bis sie 1951 der geistliche Rektor der neu gegründeten Landwirtschaftsschule Lienz als Arbeitskraft anwarb und sie gleichzeitig die Haushaltungsschule im Müllerhof absolvieren konnte. Hierauf machte sie bei der Diözesan-Caritas in Innsbruck die Ausbildung zur Familienhelferin und arbeitete bis 1961 im Dekanat Landeck.
Im gleichen Jahr heiratete sie Josef Mayr, Jungbauer zu Staffiner in Fronstadl, es war eine glückliche Ehe, aber auch mit unerwartet schmerzlichen Ereignissen. 1962 kam Martina als erstes von sechs Kindern zur Welt, musste jedoch schon 1974 durch eine plötzliche Erkrankung ihr Leben lassen. 1963 wurde Agnes geboren, bald zeigten sich körperliche Behinderungen, die aber mit großer Hilfestellung der Familie und starkem Willen des Mädchens bewältigt wurden, sodass eine gute Berufsausbildung möglich war. Den weiteren vier Kindern Thomas, Oswald, Maria und Willi war Gottlob ein gesundes Leben geschenkt. Neben der eigenen Familie war Anna auch das generationenübergreifende Zusammenleben am Hof stets ein Anliegen. Durch fast 62 Jahre - 2021 feierte man das diamantene Hochzeitsjubiläum - wirkte sie als tüchtige Bäuerin, die ihre Klugheit und Kraft einbrachte, besonders als ihr Mann öffentliche Ämter bekleidete. Die traditionelle Gastfreundschaft bei Staffiner setzte sie ebenfalls fort, indem sie Zimmer an Urlaubsgäste vermietete und viel Wert auf gute Nachbarschaft legte.

Erfülltes Leben
Trotz Auslastung übernahm Anna für 15 Jahre von 1976 bis 1991 die Aufgabe als Ortsbäuerin von Strassen und setzte sich neben verschiedenen Kursen besonders für die Erneuerung der Tracht ein; ihre „bäurische“ Festtracht nähte sie selbst. Jahre später, in der Oma-Rolle, umsorgte sie die Enkelkinder liebevoll und freute sich besonders über den Urenkel Julian. Außerdem brauchten die Schwiegereltern immer mehr Betreuung. Dennoch vergaß sie nicht auf sich selbst und holte sich beim Wandern mit ihrem Mann Sepp, vor allem auf der Fronstadler und Tessenberger Alm, den nötigen Ausgleich. Auch in den vergangenen schweren Monaten behielt sie den täglichen Spaziergang bei, bis zu ihrem letzten am Ostermittwoch.
Das Begräbnis wurde zu einem wehmütigen Abschiednehmen. Unzählige Leute machten einen Gebetsbesuch bei der Aufgebahrten in der Staffiner Stube, viele begleiteten sie im Trauerzug von Fronstadl zur St. Jakobskirche. Pfarrer MMag. Hansjörg Sailer zelebrierte den von Männern des Kirchenchores mitgestalteten Auferstehungsgottesdienst, bei dem Kinder und Enkel in Texten an ihre Oma erinnerten. Die Beisetzung im Friedhof umrahmte die Strassener Bläsergruppe, das Männersextett sang stellvertretend für die Verstorbene das Magnificat „Meine Seele preist die Größe des Herrn.“ KS

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