Sa20.Jun

Traditionsschützenfahne neu konserviert

Nach der Segnung und Weihe der Fahne anlässlich des Herz Jesu Festgottesdienstes und der anschließenden Prozession fanden sich die Formationen und viele Kirchengänger im Schulhof ein.

Gratulationen

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Diesen Anlass nahm der Obmann der Schützenkompanie wahr, um die heurigen runden Geburtstagskinder der Kompanie zu gratulieren. Das Ehrenvollste, was die Schützenkompanie einem schenken kann, ist die Ehrensalve.
Diese galt unserem Altbürgermeister und Ehrenbürger Josef Mayr - Staffiner, der im Oktober 75 Jahre alt wird und dem aktiven Schützen Johann Walder - Martner - zu seinem 70 iger im Juni dieses Jahres.

Im Bild v.l. Schützenhauptmann Oswald Mayr, Bürgermeister Friedrich Wieser, Ehrenbürger Josef Mayr , Schützenmitglied Johann Walder und Schützenhauptmann Johann Bergmann

Fahnenpräsentation

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Der Obmann der Schützenkompanie berichtet anlässslich der Fahnenpäsentation:

Geschätzte Gäste und Freunde des Schützenwesens,
liebe Strasserinnen und Strasser, liebe Schützenkameraden!

Wir Schützen gehören zu denen, die einer Fahne auch in unserer Zeit eine wesentliche Bedeutung beimessen. Fahnen und das Bekenntnis zu "Ihnen" haben die Menschheit begleitet soweit sie sich einer Heimat zugehörig fühlten.

Waren sie zunächst nur äußeres Erkennungsmerkmal, wurden sie bald zu Symbolen für Schutz und Sicherheit. Man versammelte sich in Geborgenheit um seine Fahne! Man bekannte sich zu ihr und war bereit, sie in Treue und Verlässlichkeit mit dem eigenen Leben zu schützen.

Auch unsere historische Vereinsfahne ist ein solch sichtbares Zeichen. Die Herkunft unserer alten Vereinfahne und das Herstellungsjahr kann nicht eindeutig nachgewiesen werden.

schuetzenfahnenweihe 04Dr. Beimrohr - vom Tiroler Landesarchiv gibt einen Kommentar zur historischen Fahne. Nach genauer Sicht des Brustschildes des Adlers auf der Vorderseite der Fahne meint er:

Die Initialen auf dem Brustschild sind als Franz I. oder Ferdinand I. aufzulösen. Franz aus dem Hause Habsburg regierte das Heilige Römische Reich als dessen letzter Kaiser (Franz II.) von 1792 bis 1806, er schuf 1804 das Österreichische Kaisertum und löste 1806 das Heilige Römische Reich auf. Als erster Österreichischer Kaiser wurde er als Franz I. gezählt. Sein ältester Sohn und Nachfolger auf dem Österreichischen Kaiserthron war Ferdinand I. (seine Regierungszeit: 1835 bis 1848). Allein der Umstand, dass es einen Österreichischen Kaiser Franz I. erst ab 1804 gegeben hat, schließt aus, dass die Fahne vor diesem Zeitpunkt angefertigt worden ist.

Das Vorbild für die Wappendarstellung auf der Fahne ist das Österreichische Kaiserwappen, wie es 1806 offiziell eingeführt worden ist. Zu erkennen ist das unter anderem daran, dass die beiden Köpfe des Doppeladlers mit kleinen Krönchen bekrönt sind und über den Adlerköpfen die Österreichische Kaiserkrone oder Rudolfskrone, die eine typisch runde Form aufweist, schwebt.

Erfahrungsgemäß sind viele Jahre verstrichen, bis sich im Volk solche heraldischen Feinheiten herumgesprochen haben, und bekanntlich war Tirol von 1806 bis 1813/14 besetztes Gebiet; dass die Fahne 1809 im Einsatz war, ist daher auszuschließen. Die Zeitumstände, die wirtschaftlich katastrophale Lage Tirols in den Nachkriegsjahren und der desolate Zustand der Landesverteidigungsorganisation, sprechen eher dafür, dass diese Schützenfahne erst in den 1830er oder 1840er Jahren angeschafft wurde.

(So Dr. Beimrohr vom Tiroler Landesarchiv)

Aber auch diese Feststellungen sind nur Vermutungen! Eine 100%ige Bestätigung gibt es nicht!

schuetzenfahnenweihe 05Dr. Beimrohr meint weiter: Ich würde ihnen trotzdem empfehlen, von ihrem Vorhaben nicht abzulassen und die Fahne restaurieren zu lassen. Die Fahne ist ein schönes Zeugnis für das vormärzliche Schützen- und Landesverteidigungssystem Tirols - und - auch das gilt es zu beachten- so viele Schützenfahnen im Orginalzustand, die älter sind als die Strassener, gibt es in Tirol nicht!

Unsere alte Fahne wurde im Strassener Widum - hinter einem Schrank versteckt in den 60iger Jahren aufgefunden. Pfarrer Hermann Dobler hat die Fahne dann den Schützen zur Aufbewahrung und Betreuung übergeben.
Beim Kompaniefoto im Jahre 1976 wurde diese Fahne erstmals bildlich festgehalten. Die Fahne verwahrte man danach in den Räumlichkeiten der Volksschule Strassen. Im Keller unseres damaligen Vereinsraums fristete die alte Fahne ihr stiefmütterliches Dasein.

Ihr Zustand hat sich in den darauffolgenden Jahren verschlechtert, der Allgemeinzustand gab zu denken. Zwar wurde die Fahne 2003 während der Restaurierung der derzeitigen Schützenfahne eingesetzt, aber auch durch diese Verwendung entstanden noch zusätzliche Schäden.

Erste Kontakte betreffend die Restaurierung hatte man im Jahre 2004 über das Bundes-Denkmalamt hergestellt. Da aber damals an eine Sanierung und Restaurierung aufgrund der hohen Kosten nicht zu denken war, hatte man dieses Vorhaben wieder fallen lassen.

Wenn aber das Herz und die Liebe zur Sache dabei sind, wird sich ein schöner Erfolg einstellen - war unser Motto zum Gedenkjahr 2009. Deshalb haben wir im Vereinsvorstand im Oktober 2008 die Durchführung einer Konservierung beraten und beschlossen. Anfang Jänner 2009 erfolgte dann der Beschluss durch die außerordentlich einberufene Vollversammlung. Die Fa. Jaeschke aus Engelsberg in Bayern erhielt den Auftrag - die Konservierung in 100% Handarbeit auszuführen.

Die Kosten von insgesamt: € 17.653.- wurden mit großartiger Unterstützung durch die Gemeinde Strassen, der Kulturabteilung des Landes Tirol, des ehemaligen Landeshauptmannes Dr. Wendelin Weingartner,
der Raiffeisenbank Sillian, der Tiroler Versicherung, den Agrargemeinschaften Bichl, Heising/Bach, Hof, Strassen/Messensee, Hintenburg, dem Brauchtumsverein Strassen, Friedrich Wieser jun., sowie von vielen aktiven, inaktiven und unterstützenden Vereinsmitgliedern aufgebracht.

Auf diesem Wege allen ein "herzliches Vergeltsgott" für die große Bereitschaft unser Vorhaben zu unterstützen und mitzutragen.

Wir freuen uns gemeinsam über das gelungene Werk und möchten somit die älteste Vereinsfahne von Strassen allen Gästen und Gemeindebürgern präsentieren!
Sie wird vorläufig in unseren Vereinsräumlichkeiten zu sehen sein.

Unser Wunsch wäre: - Die Fahne ab Herbst 2009 in den umgebauten und neu gestalteten Amtsräumen der Gemeinde zu präsentieren und dort ein Stück Strassener Geschichte und Kultur aufzuzeigen. So sollten auch die letzten Kritiker und Zweifler überzeugt werden, wenn unsere historische Fahne in die öffentliche Betrachtung gelangt - und so - ganz sicher der nachkommenden Generation erhalten bleibt.
Das Gedenkjahr 2009 war für uns Schützen der passende Anlass, dieses schon lange geplante Vorhaben nun in die Tat umzusetzen.

Nur durch die Unterstützung aller namentlich Genannten ist dies auch hervorragend gelungen!

Ich wünsche mir und euch, dass auch in Zukunft in festem und kameradschaftlichem Verbund - solche oder ähnliche Vorhaben - in der Gemeinschaft - Stärke und Rückhalt finden!

Danke!

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Unser Ortschronist Karl Schett mit Gattin Margaretha und Tochter Gudrun lassen sich vom Schützenobmann Johann Bergmann die Einzelheiten der Konservierung erklären und stellten sich dem Fotografen, Sekr. Bernhard Bodner

Fast 200 Jahre alte Traditionsfahne restauriert und geweiht

Bericht im Osttiroler Boten von Karl Schett

Der Herz-Jesu-Sonntag-Festgottesdienst - heuer in Strassen erstmals am Samstagabend, 20. Juni, gefeiert - war im Gedenkjahr bereichert durch die Weihe der restaurierten und konservierten Traditionsfahne der Schützenkompanie. Im festlichen Einzug von Musikkapelle, Jungschützen und Schützen wurde sie unter Böllerkrachen zur Dreifaltigkeitskirche getragen. Nach dem Evangelium erklärte Schützenobmann Hans Bergmann den symbolischen Wert einer Fahne und Ortspfarrer Mag. Hudson Lima Duarte nahm die Weihe vor, die man mit dem Gelöbnisgebet und Lied bekräftigte. Bei der Prozession wurde die erneuerte Fahne natürlich mitgetragen.
In einer passenden Feier, umrahmt von der Musikkapelle, stellte sie hernach Schützenobmann Hans Bergmann im Volksschulhof der öffentlichkeit vor. Sein Willkommensgruß galt auch zwei verdienten Schützenkameraden, denen er herzlich gratulierte, nämlich Altbürgermeister und Ehrenbürger Josef Mayr, vlg.Staffiner, zum 75er, und dem aktiven Schützen Johann Walder, vlg. Martner, zum 70. Geburtstag. Hierauf informierte er die Anwesenden über die Geschichte der Traditionsfahne und über die hohen Kosten der Restaurierung, an denen sich dankenswerterweise die Gemeinde Strassen, die Kulturabteilung des Landes Tirol, Alt-LH Dr. Wendelin Weingartner, die Raiffeisenbank Sillian, die Tiroler Versicherung, die Strassener Agrargemeinschaften und viele Schützenmitglieder beteiligten. "Dass dieser lang gehegte Wunsch endlich realisiert wurde, ist aber vor allem dem überaus agilen Schützenobmann Hans Bergmann zu danken", meinte Bgm. Friedrich Wieser in seinen Dankesworten.

Die alte Schützenfahne wurde in den 1960er Jahren hinter einem Schrank versteckt im Strassener Widum aufgefunden und von Pfarrer Hermann Dobler den Schützen zur Aufbewahrung übergeben. Lange Jahre fristete sie in Räumen der Volksschule ein stiefmütterliches Dasein, nur 2003, während der Renovierung der derzeitigen Fahne, wurde sie bei festlichen Anlässen mitgetragen. Den entscheidenden Impuls lieferte das Gedenkjahr, weshalb der Schützenvorstand im Oktober 2008 und die außerordentliche Vollversammlung im Jänner 2009 die Restaurierung beschlossen. Die Firma Jaeschke aus Engelsberg in Bayern führte die Restaurierung und Konservierung in reiner Handarbeit aus. Zum Alter der Traditionsfahne wurde Dr. Wilfried Beimrohr vom Tiroler Landesarchiv befragt, der ihre Existenz beim Freiheitskampf 1809 ausschließt und ihre Anschaffung zwischen 1830 und 1850 datiert.

Sie soll nach Wunsch der Schützen in Zukunft in den neu gestalteten Amtsräumen der Gemeinde präsentiert und nur bei besonderen Anlässen in der Kompanie mitgetragen werden.
KS

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