So08.Aug

Strassener Schützenchronik im engeren und weiteren Sinn des Heimatbegriffs

Anlässlich des Gesamtpustertaler Schützzentreffens am 7. und 8. August 2004 hat die Schützenkompanie Strassen die "STRASSENER SCHüTZENCHRONIK" herausgegeben. Verfasst wurde das vielseits beachtete und geschätzte Werk mit einem Umfang von 70 Seiten mit vielen Bildern von: HSD.a.D. OSR Franz Wieser, Hptm. Oswald Mayr, Obm.Stv. Hans Bergman

Strassener Schützenchronik enthält viel Interessantes

Passend zum Gesamtpustertaler Schützenfest erschienen, sind in ihr Geschichte und Tätigkeiten der Schützenkompanie Strassen festgehalten. Schon lange hatte die Schützenkompanie Strassen die Absicht, ihre Geschichte und Leistungen in schriftlicher Form auch für die öffentlichkeit zu präsentieren. Da der gegenwärtige sehr agile Ausschuss vor einem Jahr die Ausrichtung des Gesamtpustertaler Schützentreffens übernommen hatte, beschloss er, auch dieses Vorhaben zu verwirklichen.

Im ersten und längsten Abschnitt wird die Geschichte Tirols und der Strassener Schützen von der Römerzeit bis zur Gegenwart ausführlich dargeboten. Da erfährt man, dass bereits 1797 französische Soldaten durch das Pustertal nach Kärnten marschierten und dabei auf der Heisinger Höhe ihr Lager aufschlugen. Weiters, dass 1809/10 auch vier Strassener von den Franzosen zum Tod verurteilt und erschossen wurden, nämlich Andre Mayr, Johann Schüßling, Georg Wurzer und Rupert Auer. Wann man die Schützenkompanie Strassen gründete, ist nicht bekannt. 1903 wurde sie neu formiert, mit neuen Uniformen und Kaiserstutzengewehren ausgestattet; damals erhielt sie auch eine neue Fahne. Kaum bekannt ist auch, dass die Italiener nach dem 1. Weltkrieg das Pustertal bis Tassenbach besetzten und von dort erst am 19. Juli 1920 bis zur späteren Grenze westlich von Arnbach abzogen. 1952 erhielt die Kompanie die heutige Tracht und auch neue Gewehre, sodass sie bei zwei großen Festen, der Glockenweihe 1954 und dem Schützenfest 1957 in Tassenbach würdig ausrücken konnte. Weitere Bilder erinnern an die Schützenfeste 1970, 1983 und 1994.

Der Erhaltung von Kulturgütern, einem wichtigen Anliegen der Schützen, ist der nächste Abschnitt gewidmet. Er berichtet von der Renovierung der Friedhofskapelle durch die Schützen 1984 und 1999/2000, wobei im Inneren auch Gedenktafeln für die Gefallenen beider Weltkriege angebracht wurden. Die Schützenfahne aus dem Wiedergründungsjahr 1903, welche auf der Vorderseite das Bild des hl. Sebastian und auf der Rückseite den Österr.-ungar. Doppeladler zeigt, wurde 2003 restauriert und beim Schützenfest 2004 gesegnet. Den Höhepunkt bildete die Neugestaltung des Kriegerdenkmales 2004.

Vom Schießen, einer Domäne der Schützen, wird ebenfalls geschrieben. Da das legendäre Böllerschießen 1974 gesetzlich verboten wurde, werden bestimmte Festtage seit 1991 mit einer Böllerkanone angekündigt. Durch den Umbau der Volksschule 1998-2000 erhielten die Schützen - sie leisteten dafür auch 1300 unentgeltliche Arbeitsstunden - einen gemütlichen Aufenthaltsraum und einen modernen Schießstand, in welchem nun die Schießbewerbe veranstaltet werden können. Für die Sportschützen gründete man eine Schützengilde, welche als Sektion bei der Sportunion Strassen eingerichtet wurde. Sehr erfolgreich schießen seit Jahren die Jungschützen und die Klasse "Versehrte", welche einige Landesmeistertitel erreichte.

Ein besonderes Anliegen sind in Strassen die Jungschützen, die 1959 unter Hauptmann Josef Mayr und Obmann Franz Weiler/Galler mit 15 Buben gegründet wurden und gegenwärtig einen beachtlichen Stand von 28 Jungschützen und vier Marketenderinnen aufweisen. Als Höhepunkte erlebten sie zu Herz-Jesu 1960 die Weihe ihrer Fahne und 1999 das 40-jährige Bestandsjubiläum. Seit 2001 ist Mario Bodner Jungschützenkommandant und seit 1993 Jakob Aichner Betreuer, der mit "seinen Jungschützen" viele sportliche und gesellige Veranstaltungen durchführt. Auch Bezirksjungschützenbetreuer Heinz Golmayer war einmal Strassener Jungschütze.

Viele bedeutende Persönlichkeiten prägten die Strassener Schützen im Laufe ihrer Geschichte. Erster namentlich angeführter Hauptmann war Josef Gasser/Färber (1866), bei der Wiedergründung 1903 kommandierte Josef Huber/Knapper. Der am längsten dienende Hauptmann war Peter Weiler/Galler, der die Schützen 1919-1953 befehligte und 1953 tödlich verunglückte. 1954 wurde erstmals ein Vereinsausschuss gewählt und seit 1957 auch ein Obmann, sie sind für die vielen organisatorischen Arbeiten zuständig. Zu den Ehrenmitgliedern der Strassener Kompanie zählen die Ehrenhauptmänner Alt-Landes-Kmdt. HR Dr. Walter Zebisch, Oberstleutnant i. R. Johann Taxer und VK Hermann Huber, weiters Alt-BH HR Dr. Othmar Doblander, Prof. Oswald Kollreider und Ehrenleutnant Josef Mayr/Prosler.
In würdiger Form wird der Opfer beider Weltkriege und aller verstorbenen Schützen-kameraden gedacht. Berechtigterweise wird das jahrzehntelange Wirken von Ehrenhauptmann Josef Mayr/Staffiner hervorgehoben, der bereits 1910 Jungschütze war, die Kompanie 1953-78 kommandierte und dem Schützenviertel Osttirol 1961-78 vorstand; ihm wurde 1988 ein ehrenvolles Schützenstaatsbegräbnis bereitet. In Verbindung mit dem 2. Weltkrieg wird auch an das Drama der "Gottscheer" in Slowenien erinnert, die 1945 im "Hornwald" in der Nähe des heutigen Kocevje zusammen mit deutschen und Österreichischen Kriegsgefangenen zu Tausenden hingemordet wurden. Im vereinten Europa, das sich den Frieden als eines seiner Hauptziele gesetzt hat, soll auch dieses Geschehen niemals in Vergessenheit geraten.
So kann die Strassener Schützenchronik, ein Quartheft mit 72 Seiten und 144 Abbildungen, welche die Autoren mit fachlichem Können und großem Fleiß geschaffen haben, als dritte Chronik neben jener von Feuerwehr und Musikkapelle dem Leser sehr empfohlen werden. KS

Verfasser der Schützenchronik

schuetzenchronik verfasserDie Verfasser der Schützenchronik, OSR Franz Wieser, Obmann-Stellvertreter Hans Bergmann (links davon) und Hauptmann Oswald Mayr (rechts) wurden vom Obmann Franz Valtiner (links) für die hervorragende Arbeit bedankt und geehrt. (Foto Karl Schett)

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