Hohe Auszeichnungen, wie der Ehrenring des Blasmusikverbandes Tirol 2003 und das Verdienstkreuz in Gold des Österr. BMV 2007, die Verdienstmedaille und das Verdienstkreuz 1999 des Landes Tirol, weiters der Ehrenring 1986 und die Ehrenbürgerschaft 2010 der Gemeinde Strassen honorierten sein beeindruckendes Lebenswerk.
„Ich könnte euch erzählen“ – so Enkelin Laura im frisch vorgetragenen Lebenslauf – „dass Opa 1941 als fünftes von acht Kindern zu Hörmer in Strassen/Heising geboren wurde und 1966 seine Agnes heiratete. Auch viele Eckdaten, Verdienste und Ehrungen gelte es mitzuteilen, aber all das könnte seine Persönlichkeit, seine Liebe zur Musik und sein musikalisches Schaffen, niemals einfangen.“
Seine Berufslaufbahn
Mitten im 2. Weltkrieg 1941 geboren, erlebte Franz eine karge Kindheit. Nach acht Jahren Volksschule in Strassen besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck und unterrichtete ab 1961 zwei Jahre an der VS Sillian und dann drei Jahre an der VS Strassen, ehe man ihn zum Bundesheer einzog. Seit dem Schuljahr 1967/68 wirkte er an der Hauptschule Sillian als Lehrer für Deutsch, Musik und Werkerziehung. 1987 wurde er zum Direktor bestellt und leitete die von ihm eingerichtete Musikhauptschule – mit dem Berufstitel Oberschulrat ausgezeichnet - bis zur Pensionierung 2002.
Die musikalische Karriere
Von seinen Eltern, dem großen Kapellmeister Josef Wieser, der schon 1950 52-jährig starb, und dessen Frau Armella von Staffiner, mit reichen Talenten bedacht, trat Franz nach Erlernen des Flügelhorns schon als 14-Jähriger 1955 der Musikkapelle Strassen bei. Durch Ausbildung an der LBA Innsbruck befähigt, übernahm er die Strassener Kapelle 1963 als 22-Jähriger und leitete sie 47 Jahre bis 2010. Diese Aufgabe war verbunden mit unzähligen Proben, der Heranbildung von jungen Musikanten und vielen Auftritten bei Konzerten und Festen. Unvergessliche Erlebnisse hatte er, wenn ein Konzert gut gelang, er Musikfreunde traf und mit der Kapelle Reisen nach Breckenheim/D und Hehn bzw. Escholzmatt/CH unternahm.
Franz war auch selbst ein großartiger Musiker auf seiner Trompete und dem Flügelhorn. Dabei pflegte er das Spiel in kleinen Gruppen, die bei kirchlichen und weltlichen Anlässen des Dorfes und auch auswärts ihre Auftritte hatten. Das Singen bereitete ihm ebenfalls Freude, und so gründete er den Männerchor Strassen, dessen Musizieren bis heute sehr beliebt ist. Für einige Jahre bestand auch der gemischte Chor Strassen unter seiner Leitung.
Familie und Politik
Aus der 1966 mit Agnes Walder/Wastler geschlossenen Ehe entsprossen die Kinder Lydia, Manuela, Beate, Verena, Philipp und Lukas sowie 13 Enkel und Urenkel Livia, die ihm viel Freude bereiteten. Angeregt durch die Armut in seiner Kindheit, betätigte sich Franz auch politisch und war von 1968 bis 1992 Mitglied des Gemeinderates, davon sechs Jahre Gemeindevorstand, weiters mehrere Jahre Obmann des ÖAAB. Viele Jahre leitete er mit seiner Frau Agnes die öffentliche Bücherei Strassen.
Zu seinen Hobbys zählten die Erforschung der Flora und besonders der Vogelwelt am Stausee Tassenbach mit seinem Lehrerkollegen OSR Alois Heinricher. Auch als Geschichtsforscher war er aktiv und erlangte im Übersetzen alter Schriften viel Wissen über die Geschichte seiner Heimat.
Ein „dörfliches Staatsbegräbnis“
In den letzten Lebensjahren blieb Franz von altersbedingten Krankheiten nicht verschont und starb nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus Lienz. In der Totenkapelle aufgebahrt, füllten sich Friedhof und St. Jakobskirche am Freitagabend mit vielen Betern. Die Begräbnismesse am Samstag wurde vom „seinem“ Männerchor, einer verstärkten Bläsergruppe, geleitet von Alexander Bodner, und Texten seiner Familie erbaulich mitgestaltet. Mit Trauerweisen verabschiedeten sich die Musikkapelle Strassen und Innervillgraten, die er als Kapellmeister auch fünf Jahre geführt hatte. Bgm. Franz Webhofer würdigte die Verdienste des Verstorbenen, und Aushilfspriester Peter Bodner, auch ein Strassener, sprach die Hoffnung aus, dass die Lebenssymphonie von Franz Wieser durch Gott vollendet werde. KS
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Fotos: Nr. 3 privat, alle übrigen von Karl Schett.