Auf dem kleinen Bauernhof zu Pumperler in der Fraktion Hintenburg begann 1933 ihr Lebensweg, geboren als viertes der acht Kinder von Maria geb. Wiedemair und Jakob Bodner. Johann, der jüngste ihrer vier Brüder, verstarb 1939 im Alter von zwei Monaten. Das Pumperler Mendl, wie sie rundum genannt wurde, lernte schon früh die harte Arbeit auf dem Heimathof kennen, scheute diese aber nie. Sie war ein aufgewecktes, fröhliches Kind und liebte die freie Natur. Die Ausbildung für ihr vielseitiges Leben erhielt sie in der Volksschule Strassen und zwei Jahre an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Lienz.
Verschiedene Berufe
Schulisch und praktisch gut vorbereitet und mit viel Arbeitseifer ausgestattet, war Philomena eine begehrte Arbeitskraft, die mehrere Jahre in verschiedenen Betrieben Ost- und Nordtirols als „Mädchen für alles“ tätig war. Gegen Ende der 60er-Jahre landete sie im Hermann-Gmeiner-Mädchenheim in Innsbruck. Dort hatte sie zwar eine Anstellung als Köchin, doch war „Mena“, wie sie von den Mädchen genannt wurde, weitaus mehr, sie sorgte nämlich nicht nur für ihr leibliches, sondern auch für ihr seelisches Wohl.
Ende der 80er-Jahre ereilte Mendl ein Hilferuf aus Osttirol: Ihre Tante Burgl und deren Mann Seppl waren aufgrund ihres Alters hilfsbedürftig geworden und baten um Unterstützung. Mendl gab ihren Job im Mädchenheim schweren Herzens auf, zog von Innsbruck nach Lienz und betreute die beiden Verwandten bis zu deren Tod. Im Jahre 1994 bekam Philomena die Anfrage, als Pfarrhaushälterin des damaligen Pfarrers in Ruhe, Cons. Hermann Dobler, im Widum Abfaltersbach zu fungieren. Auch diese Aufgabe nahm sie freudig an und war dem Priester bis zu seinem Tod 2007 eine unentbehrliche Hilfe.
Ihr Wesen
Im Laufe ihres Lebens übernahm Mendl mit Freude die Patenschaft für sieben ihrer insgesamt 22 Nichten und Neffen. Als tiefgläubige Christin übertrug sie ihre Glaubensbegeisterung überzeugend, aber unaufdringlich auf ihre Patenkinder. Sie war auch unterstützende Patin vieler Kinder der Dritten Welt. Sofern es ihre begrenzte Freizeit zuließ, nutzte sie diese selbstlos, um in Haus und Hof ihrer Geschwister und deren Kinder mitzuhelfen. Da sie bei der Fahrt zwischen Nord- und Osttirol unabhängiger sein wollte, machte sie kurzerhand den Führerschein und kaufte ein kleines Auto. Mendl war auch eine leidenschaftliche Sängerin und stellte dieses Talent bei einigen Chören, u. a. kurz beim Kirchenchor Strassen, unter Beweis.
Pensionsjahre
Mittlerweile 73 Jahre alt, wollte Mendl nun in ihrer Lienzer Wohnung den wohlverdienten Ruhestand verbringen. Doch machte sich schleichend eine Demenzerkrankung bemerkbar, weshalb sie den Alltag nicht mehr allein bewältigen konnte. Die Hilfestellung, vor allem durch die Familie ihres Bruders Jakob und den Sozialsprengel, gestaltete sich aber immer schwieriger. So begab sie sich in die Fürsorge des Wohn- und Pflegeheimes Lienz, wo sie in den letzten Jahren liebevoll betreut wurde. Am Morgen des 20. April entschlief Philomena im 87. Lebensjahr friedlich in die Ewigkeit.
Die Urne mit ihrer Asche wurde in der Friedhofskapelle von Strassen pietätvoll aufgebahrt, sodass man sich einzeln im Gebet von Mendl verabschieden konnte. Ihr Begräbnis war wegen der Corona-Krise einfach. Pfarrer MMag. Hansjörg Sailer sprach in Anwesenheit der engsten Verwandten die Segensgebete und Jakob, Bruder der Verstorbenen, senkte die Urne ins Grab der Mutter hinab. Dazu erklang kein Lied, doch leise ertönten die Stimmen der Natur, wie Mendl sie zu Lebzeiten liebte. Ein kleiner Vogel trillerte ein Lied, dann schwang er seine Flügel und trug Mendls Seele ins weite Blau des Himmels zu ihrem Schöpfer. KS
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