Do31.Dez

Josef Webhofer (95), Strassen, † 21. November 2020

Gut 50 Jahre war der „Marer Seppl“ als Forstarbeiter tätig. Er blieb ledig, pflegte aber gerne den Kontakt mit anderen Menschen. Wenige Tage nach seinem Tod, am 30. Nov., starb auch seine Schwester Hilda Webhofer (Kinderdorfmutter), 93 Jahre alt.

 

Josef Webhofer erblickte 1925 als neuntes von 13 Kindern des Franz Webhofer vlg. Marer in Bichl und seiner Frau Anna geb. Stocker das Licht der Welt. Die einfache, religiös bestimmte Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof prägte sein späteres Leben. Seppl besuchte die Volksschule in Strassen und blieb noch einige Jahre zuhause, wo es damals noch jede Arbeitskraft brauchte.

18-jährig in den Krieg
1943, mitten im 2. Weltkrieg, musste Seppl zur Deutschen Wehrmacht einrücken und kam nach kurzer Ausbildung an die Front in Südrussland und Rumänien, wo er gegen die damals schon überlegenen Sowjetrussen und ums eigene Überleben kämpfte. In russische Kriegsgefangenschaft geraten, kehrte er, an Ruhr erkrankt, im Oktober 1945 traumatisiert heim. Aus dem fröhlichen, unbeschwerten Burschen war ein Mann geworden, dessen nicht verarbeitete Kriegserlebnisse ihn noch lange beschäftigten.

Begeisterter Forstarbeiter
Seppl hätte gern das Wagner-Handwerk erlernt. Da aber in der Nachkriegszeit jede helfende Hand für den Wiederaufbau gebraucht wurde, musste er auf seinen Traumberuf verzichten. Mit der Zeit ergab sich aber doch die Möglichkeit, in einer anderen Weise mit Holz zu arbeiten, nämlich als Forstarbeiter. Er erlernte diesen Beruf in kurzer Zeit und übte ihn zeitlebens allein und sehr professionell aus. Er beherrschte die alte Technik perfekt, stellte sich aber gut auf die neuen Arbeitsmethoden um. Das alte bäuerliche Ritual, nämlich ein Gebet vor der Arbeit, war für ihn unverzichtbar. Obwohl er meistens allein seinen Beruf ausübte, verletzte er sich nie ernsthaft. Auch nach der Pensionierung ging er noch bis zum 80. Lebensjahr der Waldarbeit nach, insgesamt gut 50 Jahre lang.

Eigenheim errichtet
Da Seppl sparsam lebte und vom Elternhaus einen Baugrund erhielt, erbaute er in den 1960er Jahren in Bichl ein Wohnhaus, wobei er viel Eigenarbeit leistete. Obwohl er im besten Mannesalter war, konnte er sich nicht für eine Familiengründung entscheiden, für die er seine Berufsausübung doch ändern hätte müssen. Dennoch war er sozial und kinderfreundlich eingestellt. Vor allem in den Wintermonaten beschäftigte er sich als Hobbytischler, bastelte für Nichten und Neffen Spielsachen und nahm sich auch Zeit mit ihnen zu spielen. In der Natur kannte er sich besonders gut aus und wusste die besten Plätze für Beeren und Pilze. Solange die Schivereinsmeisterschaft in Bichl stattfand, half er bei der Pistenpräparierung und betreute auch die Rodelstrecke auf dem Bichler Waldweg. In jungen Jahren sang er sogar einige Zeit beim Kirchenchor.

Beschwerden des Alters
Die Arbeit in der Natur bescherte Seppl eine robuste Gesundheit. Erst ab dem achten Lebensjahrzehnt machten ihm Altersbeschwerden zunehmend zu schaffen. Eine schleichende Demenzerkrankung, wohl auch bedingt durch seine berufsbedingte Schwerhörigkeit, machte ein Leben in den eigenen vier Wänden unmöglich, sodass er vor achteinhalb Jahren in das Wohn- und Pflegeheim Sillian übersiedelte. Seit vergangenem Jahr verschlechterte sich sein Allgemeinzustand immer mehr, am 21. Nov. 2020 schloss er die Augen für immer. Wegen der Coronakrise war – nach kurzer Aufbahrung der Urne in der Friedhofskapelle - nur ein einfaches Begräbnis möglich, zelebriert von Pfarrer Mag. Hansjörg Sailer und mitgestaltet durch Orgelspiel und Kantorengesang. Bei der Aufstellung der Urne am Geschwistergrab erklang das Magnificat, der Jubelgesang der Gottesmutter, in dem auch zwei Tugenden des Verstorbenen gepriesen werden, seine Bescheidenheit und Friedensliebe. KS

Das aktuelle Wetter in Strassen
Alles zum Wetter in Österreich

Zum Seitenanfang