Sa23.Jan

Theresia Kollreider (101), Strassen, † 10. Jänner 2021

Die älteste Gemeindebürgerin von Strassen bleibt in Erinnerung als Lebensbegleiterin ihres Künstler-Bruders Prof. Oswald Kollreider (+2017), aber auch als eigenständige Persönlichkeit, ausgestattet mit viel Kunstsinn und originellem, liebenswertem Wesen.

 

Die Verstorbene wurde in ihrem großen, mit Kunstwerken geschmückten Wohnzimmer im Gemeindehaus in festlicher Form aufgebahrt und konnte am Vortag der Verabschiedung zu einem stillen Gebet besucht werden. Das Begräbnis mit Auferstehungsgottesdienst in der Kirche und Beisetzung im Familiengrab fand auf Wunsch der Verstorbenen in ihrem Heimatort St. Oswald/Kartitsch statt. Trotz beschränkter Feierteilnahme wurde es dank der Zelebration von Pfarrer MMag. Hansjörg Sailer, der musikalischen Gestaltung durch ein Quartett des Kirchenchores Strassen mit Organist Alexander Bodner zu einer bewegenden Abschiedsfeier, nicht zuletzt auch durch die von Nichte Maria Trojer treffend vorgetragene Lebenswürdigung sowie das lateinische Magnificat, am offenen Grabe deklamiert vom Neffen Prof. Oswald Kollreider.

Berufe und Berufung
Nach Ende des 2. Weltkrieges fand Theresia – zuvor ausgezeichnete Volksschülerin - in den Wintermonaten 1947-1951 Anstellungen auf Schloss Bruck und in Wien. Im Sommer unterstützte sie daheim die Familie ihres Bruders Peter.1956 arbeitete sie sogar als Postangestellte. In ihren Dienstzeugnissen wurden Höflichkeit, Arbeitseifer und Verlässlichkeit ebenso betont wie ihr heiteres Wesen und der liebevolle Umgang mit Kindern.
Im Feber 1960 zog sie mit ihrem Künstler-Bruder Oswald nach Strassen. Hier fühlte sie sich bald beheimatet und knüpfte Freundschaften. So konnten sich ihre Talente weiterentwickeln: Fantasie und Originalität, Farbengefühl und Sinn für das Schöne. Für ihren Bruder Oswald wurde sie Hausfrau und Wegbegleiterin, Verehrerin und Kritikerin zugleich.

Vielseitige Persönlichkeit
In jungen Jahren betätigte sich Theresia in ihrer Heimat als Kirchenchorsängerin, Kirchenschmückerin, Zeremonienmeisterin und Theaterspielerin. Später in Strassen besorgte sie in unnachahmlicher Art für zehn Jahre die Ausschmückung der neu renovierten Dreifaltigkeitskirche. Sie schuf auch einzigartige Kerzen, erfand für ihre vielen wundervollen Stickarbeiten einen eigenen Stich und strickte äußerst kreative Jacken.
Das Reisen begann sie zuerst als Begleiterin ihres Bruders, dann wurde sie selbst Reisende. Sie fuhr zu seinen Ausstellungen, lernte europäische Länder kennen und pilgerte zehnmal ins Heilige Land, das für sie Glaube, Kirche, Tradition und Himmel zugleich war. In diesem Lebensabschnitt zeigten sich ihre unvergesslichen Wesensmerkmale: Vornehmheit, gepaart mit Großzügigkeit und Gastfreundschaft, Humor und unerschöpfliche Erzählfreude und nicht zuletzt ihr überzeugender Glaube. Trotzdem verlor sie nie ihre Bodenständigkeit, blieb unverheiratet und kinderlos. Mit Schwachen und Armen hatte sie inniges Mitgefühl.

Ihr langes Leben
Als fünftes von sechs Kindern der Mesnerleute Johann und Maria Kollreider 1920 geboren – ihr Bruder Oswald war zwei Jahre jünger – erlebte Theresia eine karge Kindheit und Jugend, in der sie das frühe Sterben ihrer 10-jährigen behinderten Schwester Maria, den tödlichen Jagdunfall ihres ältesten Bruders Hansl und die Kriegsteilnahme mit Verwundung ihrer drei anderen Brüder Peter, Anton und Oswald miterleben musste. Dennoch erreichte sie – in den letzten Jahren aufopfernd betreut von den Pflegerinnen Ana und Dorina und vor allem von Nichte Maria Trojer und Großneffen Andreas Kollreider - ein gesegnetes Alter. Das 101. Wiegenfest am vergangenen 4. Jänner beging man aufgrund der Corona-Pandemie im vertrauten Kreis. Ihr Hinscheiden nach kurzer Erkrankung war ein friedlicher Heimgang zu ihrem Schöpfer. Den vielen Verwandten und Bekannten bleibt sie unvergessen. KS

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