Am Begräbnistag wurde der Verstorbene im Trauerzug vom Heimathaus, wo er aufgebahrt war, zur St. Jakobskirche begleitet. Zelebrant Pfarrer Mag. Hansjörg Sailer warb in seiner Ansprache um den Sinn einer Krankheit: „Auf der Brücke des Leidens schreiten wir Gott entgegen.“ Die Angehörigen, vor allem Tochter Karin mit dem vorgetragenen Lebenslauf, ein Männerquintett des Kirchenchores und die Bläsergruppe bereicherten mit ihren Beiträgen die Feier in der Kirche bzw. am Friedhof.
Keine einfache Kindheit
1949 geboren, wuchs Heinrich am Bauerngut Hofgartner im Ortsteil Hof als einziges Kind von Filomena Wilhelmer auf. Obwohl der leibliche Vater nicht zur Familie gehörte, erlebte Heinrich eine glückliche Kindheit, geliebt und umsorgt von seiner Mutter, seinen Tanten und Onkeln. In der Volksschule Strassen war er ein sehr guter Schüler, daher durfte er die Hauptschule Sillian und später die Handelsschule in Lienz besuchen.
Beruf und Familie
42 Jahre arbeitete Heinrich als Buchhalter bei der Weinkellerei Vergeiner in Lienz. Durch sein Pflichtbewusstsein war dieser Beruf für ihn genau der richtige. Viele Jahre erledigte er zusätzlich abends noch beim Strasser Wirt Büroarbeiten. Dort lernte er auch seine Frau Margit Schönegger vom Köckberg kennen und lieben, die viel Frohsinn und Leichtigkeit in sein Leben zu Hofgartner brachte. Bereits im Okt. 1982 wurde geheiratet, das Familienglück vergrößerte sich durch die beiden Kinder Karin und Roman, und 1991 begann man mit dem Neubau des Eigenheimes. Seine Freizeit stellte Heinrich ganz seiner Familie zur Verfügung und unternahm Wanderungen und Radtouren vor allem in das nahe Südtirol. Die gemeinsamen Urlaube am Meer mit seinem Halbbruder Herbert Scherer und dessen Familie sowie die Besuche bei seinen Tanten in Nordtirol bleiben als unbeschwerte Zeiten in Erinnerung. Auch zu den beiden jüngeren Halbgeschwistern Marlene und Herbert pflegte man Kontakt.
Jahre der Krankheit
Im Herbst 1994 – kurz nach dem Einzug ins neue Haus – zeigten sich bei Heinrich erste Anzeichen einer schweren Krankheit, die als multiple Sklerose diagnostiziert wurde. Dadurch veränderte sich Schritt für Schritt seine gewohnte Lebensweise. Mit viel Hingabe und Geduld wurde er dabei von seiner Frau Margit und der ganzen Familie unterstützt. Trotz abnehmender Kräfte bemühte er sich unermüdlich den Alltag zu bewältigen und konnte somit seine Berufsarbeit bis zur Pensionierung fortsetzen. Seine letzten zehn Lebensjahre war er auf den Rollstuhl angewiesen, trotzdem hielten regelmäßige Cafèhaus-Besuche und die Aufenthalte in der Sprengelstube Abfaltersbach seine Sozialkontakte lebendig. Einen Lebensmittelpunkt stellten auch seine Enkelkinder Fabian, Elias und Samira dar, sie bereiteten ihm viele unbeschwerte Stunden. Therapeutische Tätigkeiten, wie das Körbeflechten mit Heidi oder das Malen mit Yvonne förderten seine Kreativität. Mit seiner Frau unternahm er Pilgerreisen nach Medugorje, zu Pater Pio und nach Lourdes. Sein letzter Wunsch, das Meer noch einmal zu sehen, wurde ihm vor zwei Jahren durch einen Tagesausflug nach Grado erfüllt.
Erinnerungen
Im Umgang mit seiner Krankheit bleibt Heinrich seiner Familie, den Verwandten und Bekannten ein Vorbild. Mit Tapferkeit und einem inneren Lächeln nahm er sein Schicksal an, sodass auch seine Familie die große Last mittragen konnte. In den frühen Morgenstunden des 26. Juni schlief er in den Armen seiner geliebten Frau Margit ein; ihre Abschiedsworte waren: „Pfiate, Heinrich, i wünsch dir eine guate leschte Reise!“ KS
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