Bei Strickenmacher im Ortsteil Hof konnte man Martha in ihren letzten Lebensjahren begegnen, wenn sie einen kleinen „Spaziergang“ auf dem Söller des Bauernhofes machte. Obwohl sie seit Jahren von einer Krankheit sehr beeinträchtigt war, winkte sie den Vorbeigehenden eifrig zu, und es konnte auch zu einem kurzen Plausch kommen. Dann kehrte sie wieder in ihren Wohnbereich zurück, wo sie von ihrer Familie bzw. einer Ganztagskraft mit Hingabe gepflegt wurde.
Mutter und Bäuerin
Durch ihre Hochzeit 1961 mit Jakob Trojer vlg. Strickenmacher kam Martha geb. Nocker nach Strassen und konnte mit ihrem Mann ins neu erbaute Bauernhaus einziehen. In den folgenden acht Jahren schenkte sie den vier Kindern Josef, Manfred, Edith und Christian das Leben. Da ihr Mann durch seinen Beruf als Sägearbeiter und die Bewirtschaftung des Bauerngutes voll beschäftigt war, blieb Martha der Hauptanteil an der Kindererziehung. In ihrer feinen Art ermunterte sie die Kinder immer zu strebsamem Lernen, sodass sie ihren passenden Beruf fanden und sich dort bewähren. Mit Freude und Fleiß führte sie den Haushalt, war eine vortreffliche Köchin und half auch bei allen notwendigen Bauernarbeiten. Von Frühling bis Herbst schmückte sie das Haus rundum mit Geranien, die sie liebevoll pflegte. Ihr Leben war ausgefüllt mit Arbeit, sie freute sich über ihre fünf Enkelkinder, und in ihrer Bescheidenheit steckte sie zugunsten der Familie gerne Eigeninteressen zurück. In der Nachbarschaft war Martha als Zugezogene bald wegen ihrer Freundlichkeit und Friedensliebe gern gesehen.
Die weite Welt
In ihrer Jugend verdiente Martha ihren ersten Lohn als Zimmermädchen und Köchin in Hotels. Dabei lernte sie in ihrer Kontaktfreudigkeit fremde Menschen und den Hauch ferner Länder kennen. So war es verständlich, dass sie in Strassen bald mit der Vermietung von Gästezimmern begann. Diese Tätigkeit, die auch das Familieneinkommen etwas aufbesserte, wurde zu ihrer großen Leidenschaft, denn sie pflegte gerne die Geselligkeit mit den Gästen.
Gelebte Gläubigkeit
Wie ihre Namensheilige in der Bibel war Martha eine religiöse Frau, die oft zur Muttergottes um das Wohlergehen der Familie betete und gerne Wallfahrten unternahm. Eines ihrer bewegendsten Ereignisse war die gemeinsam gefeierte goldene Hochzeit 2011 in Hollbruck. 2018 musste sie den Tod ihres Mannes Jakob im 83. Lebensjahr beklagen. Ihre letzten drei Lebensmonate verbrachte sie im Pflegeheim Lienz. Es war wohl kein Zufall, dass Gott sie am Hochfest Mariä Himmelfahrt von der langen, geduldig ertragenen Krankheit erlöste und mit seinem neuen Leben beschenkte. Der letzte irdische Weg führte Martha vom Aufbahrungsort im Heimathaus zur St. Jakobskirche. Requiem und Beisetzung im Friedhof zelebrierte Pfarrer Mag. Josef Mair von Innervillgraten, musikalisch begleitet vom Kirchenchor Strassen. Im Nachruf, vorgetragen vom jüngsten Sohn Christian, lebte die Erinnerung an Martha nochmals auf. In ihrer Heimat Percha im Südtiroler Pustertal musste sie schon von Kindheit an auf dem elterlichen Bauernhof mithelfen, wo sie 1936 als fünfzehntes von 16 Kindern zur Welt gekommen war. KS
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