Gleich im ersten Akt werden die Zuschauer in die bäuerliche Lebenssituation der Familie Holzer eingeführt. Diese - bestehend aus den Eltern Hans und Martha, ihren erwachsenen Kindern Hans jun. und Anna und dem Großvater Hans sen. im Rollstuhl – müssen zur Kenntnis nehmen, dass sie gegen bäuerliche Großbetriebe und Massentourismus mit Liftanlagen und Busreisen keine Lebenschance mehr haben. Gemeinsam mit dem erfinderischen Leidensgenossen Dobler wollen sie nun ihren Bauernhof vermarkten, indem sie den Busreisenden in einer Peepshow, einem Guckfenster in die Bauernstube, das traditionelle, scheinbar noch bestehende bäuerliche Leben in kurzen Szenen vorführen. So kommt es im zweiten und dritten Akt zu lauter lustigen, aber auch stressigen Situationen, bis die Peepshow, die nun das Alltagsleben der Holzers bestimmt, einigermaßen funktioniert und den erwarteten Gewinn abwirft. Der gut unterhaltene Zuschauer denkt sich nun, dass die Komödie im vierten und fünften Akt den spaßigen Höhepunkt erreicht, aber es kommt ganz anders.
Das Lustspiel mit dem völlig unerwarteten Ausgang steht und fällt mit den fünf Darstellern, von denen an Textfülle und Spielkunst viel abverlangt wird. Den schwierigsten Part hat Vereinsobmann Franz Valtiner übernommen, der als missmutiger Altbauer Hans den wirtschaftlichen und sozialen Verfall des Bauerntums nicht akzeptieren will und mit den anderen Familienmitgliedern, besonders seiner Frau, im Dauerstreit steht. Nicht weniger Einsatz wird von der Bäuerin, gespielt von Michaela Fuchs, abverlangt; sie lässt sich nicht alles gefallen, versucht aber, mit allen Familienmitgliedern gut auszukommen und hat bei den Peepshows alle Hände voll zu tun. Für frische Stimmung sorgen die beiden Neuzugänge der Spielgruppe: Der den Jungbauern Hans verkörpernde Daniel Valtiner hat sich als Erster mit der neuen Situation arrangiert und wird in seinem Tun durch den finanziellen Zugewinn bestätigt. Haustochter Anna, in diese Rolle schlüpfte Katharina Weiler, ist die positive, fröhliche Person in der Familie Holzer, die noch vom unbeschwerten Leben in der ländlichen Natur schwärmt. Schließlich bleibt noch der Großvater, alias Peter Kollreider; auf den Rollstuhl gefesselt muss er allerlei Ungemach erdulden und trägt doch zu mancher lustigen Situation bei. Bei einer solchen Mischung von gegensätzlichen Rollen ist für viel Abwechslung, gute Unterhaltung, aber auch Tragik bei der Handlung gesorgt, zumal diesmal Bezirksobmann Thomas Widemair Regie führt, weil Spielleiterin Michaela Fuchs selbst aktiv ist. Ein Besuch der Aufführungen am Freitag, 9. Dez., Samstag, 10. Dez., jeweils um 20 Uhr, sowie am Sonntag, 11. Dez., 16 Uhr, und Samstag, 17. Dez., 20 Uhr (Kartenreserv.: Tel. 0677 6362 9997,16 - 20 Uhr) lohnt sich auf jeden Fall. KS
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Fotos: Karl Schett