Mit dem Drama aus der Bergwelt in vier Akten, „Föhn“, von Julius Pohl, bearbeitet von Gabriele Papp, hat sich der heimische Theaterverein eine hohe Latte gelegt.
Da lebt die Witwe Theres Sturmaneck - ihr Name ist vielsagend - seit Jahren mit ihrem sensiblen, etwas behinderten Sohn Anderle in der Fuchshütte abseits des Bergdorfes. Von ihrem an Schicksalsschlägen reichen Leben ist ihr nur noch ein kleines Stück Heimat, nämlich ihre Behausung, geblieben, die sie nun nach Auslaufen des Pachtvertrages kaufen möchte. Doch der Großbauer Dummler hat nur ein Interesse, er möchte die Hütte seinem Besitz einverleiben und die von vielen Dorfbewohnern abgelehnte Witwe zum Aussiedeln zwingen.
Aus diesem Interessenskonflikt resultiert eine dramatische Szene nach der anderen bis zur Tragödie am Schluss. Der Zuseher erfährt, dass Bürgermeister Franz Emberger der jugendliche Geliebte von Theres Sturmaneck war und Anderle der beiden Sohn, was aber niemand von den neugierigen Dorfleuten je erfahren hat. Nach einem damals gegebenen Versprechen unterstützt das Dorfoberhaupt die Witwe, stößt aber auf den gewaltigen Gegendruck des Großbauern und seiner Anhänger. Anderle, der nur von seiner Mutter und der Bürgermeistertochter Margret umsorgt wird, gerät immer wieder in die Fänge der spottenden Dorfjugend, die ihm schließlich eine verhängnisvolle Falle stellt. Der Dorfpfarrer will um des Friedens willen die Witwe überreden, freiwillig ihre geliebte Heimat zu verlassen, was diese vehement ablehnt. Einzig der Schwalbenkaspar, ein schrulliger alter Lebenskünstler, neutralisiert das fatale Machtspiel ein wenig, wenn er dem Dorfkaiser den Spiegel vor sein skrupelloses Gesicht hält.
Spielleiterin Michaela Fuchs und ihr Assistent Andreas Kollreider haben mit 14 Darstellern das Spieler-Reservoir voll ausgenützt und eine treffliche Besetzung vorgenommen. Herbert Bachmann stellt die schwierige Rolle von Bürgermeister Emberger mit großem Können und notwendiger Routine dar. Seinem großen Gegenspieler, dem Bauern Dummler, alias Franz Valtiner, ist der Part wie auf den Leib geschneidert. Ebenso kann man sich den Dorfpfarrer fast nur in der Person von Herbert Mair vorstellen. Für den notwendigen Humor sorgt Peter Kollreider als Schwalbenkaspar, an dessen Schalk und Wortwitz manche Aggressionen abprallen. Eine außergewöhnliche schauspielerische Leistung zeigt Brigitte Aichner, die mit sprachlicher Brillanz ihre ganze Persönlichkeit in die Rolle der Witwe Sturmaneck einbringt. Ihrem Sohn Anderle gibt Mario Bodner ein glaubwürdiges menschliches Antlitz. Auch die sog. Nebenrollen tragen wesentlich zur hervorragenden Gesamtleistung bei: Lisa-Maria Valtiner als Bürgermeister-Tochter, Gebhard Troyer als Mesner und Jakob Huber als Ackerer, weiters Gendarm Josef Mayr/Brosler und die Kramerin Margit Aigner. Ihre Premiere als Darsteller konnten Silvia Weitlaner (Bürgermeisterfrau Anna), Bernhard Weitlaner (Dummler-Sohn Melchior) und der 13-jährige Johannes Aichner (Sohn der Kramerin) gut meistern.
Einmalig bei diesem Theaterstück ist auch die Aufstellung zweier getrennter Bühnen an der Vorder- bzw. Rückseite des Kultursaales, wodurch sich ein zeitraubender Bühnenumbau erübrigt und die Zuseher nach jedem Akt wie bei einem Zugabteil den gegenüberliegenden freien Platz einnehmen und so die Blickrichtung wechseln. Für die stimmungsvollen Bühnenbilder zeichnen die beiden Dorfkünstler Peter Kollreider und sein Sohn Andreas verantwortlich, unterstützt von Obmann Franz Valtiner. Kathrin Valtiner fungiert als Souffleuse, Alexander Bodner steuert die Bühnentechnik, für Kostüme und Maske sorgen Maria Jungmann bzw. Philomena Fürhapter.
Die erste Aufführung dieses mit viel Engagement einstudierten Heimatdramas am 8. Okt. war ein voller Erfolg, sodass es sich lohnt, einen der weiteren Termine rechtzeitig zu reservieren: Sonntag, 16. 10., 20 Uhr, Sonntag, 23. 10., 18 Uhr, Mittwoch, 26. 10., 20 Uhr, Sonntag, 30. 10., 18 Uhr und Montag, 31. 10., 20 Uhr, jeweils im Kultursaal Strassen. Kartenreservierung zwischen 16 und 20 Uhr unter Tel. (0043) 0664 58 77 392. KS