Strassen, 28. März 1952: "Nachdem die Hebamme die Gabi auf die Welt gebracht hatte und mitteilte, dass da noch zwei weitere kommen würden, war unsere Mutter fassungslos", erzählt Alberta Haider. Vor 60 Jahren waren nämlich Drillinge anders als heute, wo die In-vitro-Fertilisation Mehrlingsgeburten fördert, noch eine Seltenheit. Und so waren Gabi, Alberta und Hilde bei ihrer Geburt im Elternhaus in Strassen in Osttirol die Sensation im Dorf.
Der problemlosen Entbindung folgten schwierige Monate. Alle drei Babys wogen bei der Geburt keine zwei Kilogramm, Alberta gar nur 1300 Gramm. "Sie war so schwach, dass die Mutter ihren Mund zum Trinken aufmachen musste", weiß Hilde Maurer aus Erzählungen. Dank der Fürsorge der Eltern wuchsen die Drillinge aber zu gesunden Mädchen heran.
Mit weiteren neun Geschwistern unter einem Dach musste man alltägliche Dinge ganz anders organisieren als heute. "Mit der Körperwäsche nahm man es nicht so genau", sagt Alberta lachend. Einmal im Monat füllte die Mutter eine große Holzwanne mit warmem Wasser, dann wurden alle der Reihe nach gebadet. Krankheiten machten meist die Runde: "Wir haben zu siebt mit Scharlach in einem Zimmer geschlafen", erzählt Gabi Bürgler. Die Kleider wurden immer den Jüngeren vermacht, für Neues fehlte das Geld.
Bürgler, die älteste der Drillinge, war immer schon die Ruhigste, während Haider und Maurer Lauser waren. "In der Schule konnten die Lehrer Hilde und mich nicht auseinanderhalten, sind wir doch eineiige Zwillinge. Das haben wir natürlich ausgenutzt", erinnert sich Alberta Haider. Hatte eine keine Lust zum Lernen, machte die andere zweimal die mündliche Prüfung. 2Aufgefallen ist das niemandem", sagen die Frauen, die später alle als Stockmädchen im Sanatorium Kettenbrücke gearbeitet haben.
Aber nicht immer zeigte sich das Leben von der fröhlichen Seite. "Eigentlich habe ich drei Kinder, aber meine Jüngste ist mit 20 Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt", erzählt Haider. In dieser schweren Zeit konnte sie auf ihre Schwestern zählen. "Geht es einer von uns schlecht, leiden wir alle wie Hunde", erklärt Maurer, selbst Mutter von Zwillingen. Insgesamt haben die drei Frauen acht Kinder und zwölf Enkel.
Die Drillinge sind zwar der Liebe wegen in ganz Tirol verstreut, doch sie eint ein starkes Band. Bei ihrer 60er-Feier in Pfaffenhofen ließ die Familie die Korken auch gleich dreimal so oft knallen.
Die Drillinge nach 60 Jahren