Die beiden Musikkapellen Strassen und Innervillgraten eröffneten die Empfangszeremonie mit einem zünftigen Marsch und die Schützenkompanie feuerte eine Ehrensalve ab. Hernach begaben sich alle durch ein Spalier der Schützen in die Fabrikshalle, wo man mit extra aufgestellten Bretterstöcken einen großen Feierraum für die konzertierenden Kapellen, Zuschauer und für das spätere Essen geschaffen hatte.

Ehrenkapellmeister als große Auszeichnung

Der musikalische Festteil war in ein Kurzkonzert der MK Strassen eingebettet, deren erste Darbietungen noch Kpm. Franz Wieser selber dirigierte; später wechselten sich in der Leitung Kpm.-Stv. Hermann Ritsch und Alexander Bodner ab, der auch die Stücke ankündigte. Obmann Anton Schett begrüßte die zahlreichen Ehrengäste aus Politik und Musikszene, darunter die Kapellmeister des Musikbezirkes sowie Bezirkskapellmeister Gebhard Widemair und Bezirkskobmann Adolf Mayr, und erinnerte in seiner Festrede an die musikalische Kariere von Kpm. Franz Wieser: "Schon als 14-Jähriger lernte Franz bei seinem Vater Josef Wieser, dem legendären Kapellmeister von 1920-1950, Flügelhorn und Trompete und setzte diese Ausbildung beim Lehrerstudium und am Konservatorium in Innsbruck fort. 1963 begann er seine Lehrertätigkeit an der Volksschule Strassen und übernahm auch gleichzeitig die Musikkapelle, die er bis heute, also durch 48 Jahre, leitet. Damit ist er der dienstälteste Kapellmeister von Tirol, in Österreich gibt es nur einen noch länger dienenden Kollegen.

Nach Militärdienst und Ausbildung zum Hauptschullehrer wechselte er 1967 an die Hauptschule Sillian, in der er 20 Jahre als Lehrer und ab 1987 bis zur Pensionierung 2002 15 Jahre als Direktor tätig war, weiters auch bei der Gründung und Leitung der Musikhauptschule Pionierarbeit leistete. Große Verdienste erwarb er sich bei der Ausbildung der Jugend für die Strassener Kapelle und die Musikhauptschule. überdies war er 25 Jahre Jugendreferent des Musikbezirkes Oberland, dirigierte vier Jahre die MK Innervillgraten und gründete in Strassen einen Männerchor und gemischten Chor, die er selbst leitete. Beim bekannten Strassener Bläserquartett, das auch Gottesdienste umrahmt, spielt Franz Flügelhorn; ebenso wirkte er bei den festlichen Bläsermessen des Strassener Kirchenchores und früher beim Sillianer Kirchenorchester mit."

Diese herausragenden Verdienste bewogen den Ausschuss der Musikkapelle, Kpm. Franz Wieser zum Ehrenkapellmeister zu ernennen. Der Obmann überreichte Wieser die schön gestaltete Ehrenurkunde und seiner Frau Agnes, die mit ihren sechs Kindern immer viel Verständnis für seine Musikaufgaben hatte, einen Blumenstrauß. Als besonderes Musikgeschenk widmete man ihm zusätzlich den Marsch "Mein Pustertal", den die Musikkapelle bei Alt-Landeskapellmeister Florian Pedarnig in Auftrag gab, der auch die Uraufführung an diesem Abend mit der Strassener Kapelle leitete. Ihren gereimten Dank drückten noch zwei Jungbläser aus: "Als Kapellmeister hast du in kürzester Zeit die kleine Kapelle vergrößert mit viel junge Leit." Obmann Schett zeigte auch Verständnis, dass Wieser auf Grund des angegriffenen Augenlichts in Zukunft leiser treten will, weshalb ein neuer Kapellmeister aufgebaut werden soll.

Ehrenbürgerschaft als Dank der Gemeinde

Bürgermeister Franz Webhofer betonte überdies das politische und soziale Wirken von Franz Wieser in der Gemeinde: "Er war 24 Jahre im Gemeinderat, davon die Hälfte als Vorstand und leitete 22 Jahre die öAAB-Ortsgruppe. Seine soziale Ader zeigte er als langjähriger Bewährungshelfer und Rettungsfahrer. Mit seiner Frau führt er seit 1975 die Gemeindebücherei. Nicht zuletzt ist auch sein geschichtliches Wissen gefragt, wenn er bei der Erstellung von Vereinschroniken und übertragen alter Schriften mitwirkte." 1985 erhielt er schon den Ehrenring, nun bedankte sich die politische Gemeinde mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. Bgm. Webhofer und Vize-Bgm. Ing. Karl Mair übergaben die Urkunde und als "Gesundheitsgeschenk" eine Getreidemühle. Ihnen schloss sich noch der Männerchor mit seinen Gstanzln an - ebenfalls gereimt von Musikanten-Ehefrauen - in denen es u. a. hieß: "Uns Strassern tut der Franz so wohl, er ist der längst dienende Meister von Tirol, viel Ehr und Ruhm in Silber und Gold vom Land und Bund, des ist sein Sold."

Viel Anerkennung durch Ehrengäste

Der Landesobmann der Tiroler Blasmusikkapellen RR Siegfried Knapp veranschaulichte den Zeitaufwand für Probenarbeit und Auftritte durch 48 Jahre und kam dabei auf die stolze Zahl von 7.680 Stunden, was etwa 960 Arbeitstagen entspricht. Er überraschte den Geehrten mit einem hochgeistig gefüllten Tambourstab aus Glas, aus dem Wieser den ersten Schluck genießen durfte. Bundesrätin Elisabeth Greiderer hob in Vertretung von LH Günther Platter beim Geehrten die Begeisterungsfähigkeit, den sozialen Zusammenhalt und Vermittlung von Werten in der Musikkapelle hervor. Bezirkshauptfrau Dr. Olga Reisner sprach von einer einmaligen Ehrenfeier, die Wieser mit gutem Gewissen genießen könne. Musikbezirks-Ehrenobmann Sebastian Schaller meinte, dass Wieser für die Jugendausbildung des gesamten Musikbezirkes mit großem Einsatz tätig war.

Tief bewegt zeigte sich der neue Ehrenkapellmeister und Ehrenbürger Franz Wieser: "Ich möchte heute ein umfassendes Danke sagen: meinen verstorbenen Eltern und meiner Frau Agnes mit den Kindern, meiner Musikkapelle für alle Zusammenarbeit und die gemeinsamen Erlebnisse, dem Musikausschuss, der Gemeinde, den Vereinen und Ehrengästen für die unvergessliche Feier und nicht zuletzt dem Herrgott, der mir Musiktalent und Gesundheit geschenkt hat."

Nach dem offiziellen Ende der Feier gab die Musikkapelle Innervillgraten ein flottes Konzert, alle Festbesucher konnten dem Geehrten persönlich gratulieren und bei einem schmackhaften Essen die Feier ausklingen lassen. KS