über Florian Bergmanns Leben könnte man ein Buch schreiben. 1921 kam er als achtes vom Kinderdutzend zu Troger in Hintenburg zur Welt. Nach der Pflichtschule sah man den Troger Flor als Hüterbub in der Tassenbacher Alm und als Hilfskraft beim Strasserwirt. 1943 erreichte ihn 22-jährig der Einberufungsbefehl zu Hitlers Wehrmacht. Er leistete Kriegsdienst in Frankreich, Russland und Rumänien, dort wurde er 1943 erstmals verwundet und verlor 1944 seinen linken Unterschenkel. Froh, mit dem Leben davongekommen zu sein, kehrte er 1945 heim. Als Kriegsinvalide absolvierte er 1950 - 1953 in Lienz eine Schneiderlehre und arbeitete danach als Aushilfskraft und Schuhfabriksarbeiter, bis er ab 1957 für 17 Jahre als Milchmesser tätig war und von 1974 bis 1981, dem Jahr der Pensionierung, die Raiffeisengenossenschaftsfiliale in Strassen leitete. Fast 30 Pensionsjahre waren ihm vergönnt.
Schon 1948 begann er mit dem Bau eines eigenen Hauses auf dem Riedl von Messensee, wobei er buchstäblich alles, vom Grundaushub bis zum Dach, mit seiner Hände und Füße Arbeit und der Unterstützung von Bekannten bewerkstelligte. Nicht umsonst erhielt es von den Dorfbewohnern den Hausnamen Flor. Bald stellte er das Erdgeschoß seines Neubaus zur Verfügung, zuerst sogar für einen Nähkurs, dann einigen jungen Familien als vorläufige Wohnung. 1960 heiratete er Josefa Fuchs von Rauter in Arnbach, die er beim Milchmessen in Abfaltersbach kennen gelernt hatte. Als seine Familie auf acht Kinder anwuchs, machte er beim Haus, das er zuvor unverdrossen mit harter Arbeit unterkellert hatte, 1970/71 einen Zubau. Trotz dieser vielen Arbeit genoss der "Flor Tate" alle Lebensfeste mit seinen rechtschaffenen Kindern und elf Enkelkindern. Bei der Ehejubiläumsmesse im vergangenen Mai in der Marienkirche Asch zählte er mit seinem Sefile zu den beiden 50-jährigen Jubelpaaren, das eigentliche Fest hätte im November stattgefunden.
Florian Bergmann war ein Original, wie man es selten antrifft. Er liebte die harte körperliche Arbeit, die er trotz seiner Invalidität täglich ausübte und die ihn mit Zufriedenheit erfüllte. Sein Lebensstil war geprägt von Einfachheit und Sparsamkeit, jeder Luxus war ihm fremd. Großen Wert legte er auf Freiheit und Selbstentscheidung, als wehrhafter Mann scheute er auch keine Konflikte und wusste seinen Willen durchzusetzen. Mit wachem, kritischem Geist begegnete er dem Tagesgeschehen und kommentierte es mit kurzen, kernigen Aussagen. Seine Hobbys waren in jungen Jahren das Fotografieren, später das Brennholzmachen und bis zum Schluss das Autofahren; er galt als mit Abstand ältester Autofahrer der Gemeinde. Obwohl er keinem Dorfverein angehörte, zeigte sich der Flor Tate als geselliger Mensch, der einfach zu den Leuten fuhr, um zu reden oder sich über die Neuigkeiten, besonders das Baugeschehen, in der Gemeinde zu informieren.
Aufgrund seiner großen Verwandt- und Bekanntschaft nahmen viele am Gebet an der Bahre und am Begräbnis teil. Pfarrer Dr. Franz Trojer aus Innsbruck, der Neffe seiner Frau, leitete die Aussegnung im Trauerhaus und das Requiem in der St. Jakobskirche, das mit Beiträgen des Männerchores und der Angehörigen würdig gestaltet wurde. Als einem der letzten Kriegsteilnehmer in der Gemeinde galt Bergmann das vom Bläserquartett gespielte Lied vom guten Kameraden, während die Fahne der Schützenabordnung sich zum feierlichen Abschied ins offene Grab neigte. KS