So30.Mai

Georg Valtiner verstorben

Die letzte Scholle gepflügt

Das letzte Mal hat er gepflügt, die Erdäpfel dem Acker anvertraut; hat frohen Herzens seine Saat aufgehen sehn. Ein letztes Mal ist er durch seine Felder gegangen, hat alles Grün und Blühen freudig gegrüßt und schon der Ernte Heu gerochen. Noch einmal stapfte er durch seinen Wald und sah die Bäume, die sein Vater einst und später er gepflanzt. Und wie gewohnt ging er in Hof und Stall, dem Tier und seiner Arbeit zugetan. Und wie im Traum kommt es in seinen Sinn: Wird dieser Frühling wohl mein letzter sein?

Mit diesen Gedanken wird er sich vielleicht beschäftigt haben, der Valtner Jörg, denn seine Kräfte hatten in den letzten Monaten merklich nachgelassen. Nun ist es wirklich der letzte Frühling geworden für ihn, den 85-jährigen Altbauern zu Valtner in Heising. Am Samstagvormittag klagte er, dass er keine Kraft und kein Gefühl in der linken Körperhälfte habe. Nach der Einlieferung ins Krankenhaus verschlechterte sich der Zustand zusehends, sodass er am Sonntagabend, 30. Mai, an den Folgen einer Gehirnblutung starb.

Georg Valtiner, kam 1925 als viertes von 18 Kindern zu Valtner in Heising zur Welt. In einer solch großen Familie gewöhnte er sich früh ans Arbeiten, Verzichten und das tägliche Rosenkranzgebet; so wurde aus ihm ein genügsamer, zufriedener, gläubiger Mensch. In der dörflichen Volks- und Fortbildungsschule sowie der zweijährigen Landwirtschaftsschule in Lienz holte sich Jörg das Rüstzeug für das Leben und seinen Beruf als Bauer, den er mit überzeugung ausübte. Wohl die schlimmste Erfahrung bedeutete für den 18-Jährigen die Einberufung in den 2. Weltkrieg, aus dem er nach zwei schrecklichen Jahren gottlob gesund heimkehrte.

Nun konnte er seine ganze Kraft für den elterlichen Hof einsetzen, denn von 1950 bis 1958 erbaute sein Vater mit Jörg und seinen Brüdern das neue große Valtner Wohnhaus, noch großteils mit Handarbeit, ganz aus Bachsteinen und in alter Bauweise. 1958 ehelichte Jörg Karolina Gasser von Färber in Hintenburg und gründete mit ihr wieder eine große Familie aus fünf Töchtern und fünf Söhnen, die den rechtschaffenen Weg ihrer Eltern weiter beschritten. Um die Seinen leichter ernähren zu können, ging er nebenbei der Waldarbeit nach.1968 übertrug ihm sein Vater den Valtner Hof, den Jörg durch 30 Jahre mit Begeisterung und Gewissenhaftigkeit bis zur übergabe an seinen ältesten Sohn Franz bewirtschaftete. Auch danach blieb er seinem Namen Georg, der Bauer, treu und war bis einen Tag vor seinem Tod in vielen Belangen eine wertvolle Stütze.

Als Bauer mit Hausverstand und Verantwortungsbewusstsein nahm der Valtner Jörg auch am öffentlichen Leben Anteil. Drei Perioden, von 1962 bis 1980, wirkte er im Gemeinderat und 22 Jahre als Obmann der Agrargemeinschaften Heising und Heising-Bach. 60 Jahre marschierte er bei den Schützen mit und 69 Jahre stellte er sich als Feuerwehrmann für den Schutz des Nächsten zur Verfügung. So war er ein allseits geachteter Gemeindebürger, der sich in Gesellschaft wohlfühlte und auch gerne lachte, sang und tanzte. Zwei Feste ragten aus seinem Lebensalltag besonders heraus: die Primiz seines Bruders Alois 1961 und die eigene goldene Hochzeit mit seinen Kindern und Enkeln im Oktober 2008 in Maria Luggau.

Der im Heimathaus Aufgebahrte wurde von zahlreichen Betern besucht und in einem langen Begräbniszug, in dem auch die Schützenkompanie und Feuerwehr mitmarschierten, zur St. Jakobskirche begleitet. Das Requiem, dem die Gesänge des Männerchores und Beiträge der Angehörigen ein festliches Gepräge gaben, zelebrierten Pfarrer Stefan Bodner von St. Veit, ein Nachbar des Verstorbenen, und Ortspfarrer Mag. Hansjörg Sailer. Auf dem Friedhof rundeten der letzte Fahnengruß von Feuerwehr und Schützenkompanie beim Lied vom guten Kameraden der Bläsergruppe die würdige kirchliche Begräbnisfeier ab.

Der Valtner Jörg, der als Bauer sein Leben lang Acker, Feld und Wald bewirtschaftet und immer auf Gott vertraut hat, ist nun zurückgekehrt zu seiner Scholle und zu seinem Herrn. KS

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