Als sie 1915 als achtes von zehn Kindern zur Welt kam, tobte gerade der 1. Weltkrieg. Trotz einfacher Verhältnisse erlebte Philomena eine unbeschwerte Kindheit, die aber jäh unterbrochen wurde, als ihre Mutter Anna 1924 im Alter von 48 Jahren starb. Für das neunjährige Mädchen und seine Geschwister übernahm nun die älteste Schwester Anna die Erziehung und den Haushalt, wobei sie in Philomena bald eine tatkräftige Stütze fand.
Im Jahre 1949 wurde Philomena Mutter eines Sohnes. Als Alleinerziehende hatte sie es gerade zur damaligen Zeit nicht einfach, doch wuchs ihr Heinrich zu einem tüchtigen Menschen heran. 1951 verstarb ihr Vater, und ihr ältester Bruder Josef wurde Bauer zu Hofgartner. Auf Grund seiner schweren Kriegsverletzung war er auf die Unterstützung durch Philomena angewiesen. 1959 erlag die älteste Schwester Anna 54-jährig einem Herzversagen, sodass Philomena nun auch den Haushalt führen musste. 1977 verschied auch Josef, und da der zweitjüngste Bruder Florian 1945 im 2. Weltkrieg gefallen war, übernahm der jüngste, Franz, der inzwischen schon eine Familie gegründet und ein eigenes Haus errichtet hatte, den Bauernhof. Als Philomenas Sohn Heinrich 1982 heiratete, konnte sie ihren Lebensabend endlich etwas ruhiger gestalten, besonders dann, als Heinrich sein neu erbautes Eigenheim 1994 bezog und die Oma etwas später nachholte.
Alle diese Veränderungen schaffte Philomena mit bewundernswerter Kraft, die sie aus ihrem klaren Menschenverstand, aus der Liebe zur Landwirtschaft und Familie und nicht zuletzt von ihrem ausgeprägten Gottvertrauen schöpfte. Außergewöhnlich waren zudem ihre gute körperliche Gesundheit bis zwei Monate vor dem Tod und ihr unbeeinträchtigtes Denken bis zum letzten Atemzug, beides gefördert durch die liebevolle Pflege von Seiten der Schwiegertochter Margit und ihrer Schwägerin Paula. So konnte sie in den Abendstunden des 12. Juni wohl vorbereitet und friedlich in die Ewigkeit hinübergehen.
Welch liebevolle Stellung Philomena trotz ihres Alters in Familie und Verwandtschaft hatte, zeigte die erhebende Begräbnisfeier. Viele Dorfbewohner nahmen den langen Trauerzug von Hof bis zur St. Jakobskirche auf sich, und beim Gottesdienst, dessen musikalische Umrahmung dem Kirchenchor oblag, sprachen Kinder die Fürbitten und Meditation. Ortspfarrer Mag. Hudson Lima Duarte nannte es eine reiche Lebensernte, welche die Verstorbene in die Hände ihres Schöpfers legen dürfe. Vor den Abschlussklängen der Bläsergruppe nahm die Nichte Rosmarie am offenen Grab in einem Brief persönlich bewegenden Abschied; sie dankte für den reichen gemeinsamen Lebensweg und das viele Gute, das sie durch Tante Philomena erfahren durften. KS