Mo01.Jan

Trauersitzung Alois Aichner, vlg. Oasler

Zur Trauersitzung des Gemeinderates am 11.05.1979 zum Heimgang des Altbürgermeisters und Ehrenbürgers von Strassen.

Die menschliche Daseinsform hat Sterben und Tod als integrierten Bestandteil und trotzdem ist immer tiefe Betroffenheit in uns, wenn ein lieber Mensch diese Reifung durchschreitet. Erst recht ist diese Betroffenheit gegenwärtig, wenn mit diesem Menschen ein Stück Heimat, ein Teil Geschichte der Gemeinde scheinbar abtritt.

Und unser Altbürgermeister Alois Aichner hat in unserer Gemeinde Geschichte gestaltet.

Bereits im Jahre 1915 war er an der Südfront im Dolomitengebiet als Standschütze zur Verteidigung der unmittelbaren Heimat eingesetzt. Von dort zurückgekehrt, begann sein Dienst durch sein Leben hindurch bis ins hohe Alter, in zahlreichen Funktionen in der Gemeinde.

Von 1917 bis 1941 war er Zahlmeister und von 1924 bis 1962 Vorstandsmitglied am örtlichen, damals noch jungen Raiffeiseninstitut.

Von 1920 bis 1935 bekleidete er das Amt des Gemeindesekretärs und war in dieser Zeit gleichzeitig Gemeinderat.

Von 1935 bis 1945 mit einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1938, war der verstorbene Bürgermeister dieser Gemeinde, darunter von 1938 bis 1945 Bürgermeister der Großgemeinde Abfaltersbach, Tessenberg und Strassen.

Engste Mitarbeiter aus dieser Zeit wissen, wieviel Ungemach er in dieser schweren Zeit durch seinen persönlichen Einsatz von der Gemeinde abhalten konnte.

Von 1948 bis 1956 war Aichner wieder Bürgermeister der Gemeinde Strassen.

In diese Amtszeiten fiel das Loslösen von der alten Welt hinein in einen industriellen und gesellschaftlichen Umbruch von noch nie dagewesenen Ausmaßen. Nicht nur Elektrifizierung und Erschließung, Bau des Gemeindehauses fallen in diesen Zeitraum, sondern vor allem eine Neuordnung von Institutionen und gesellschaftlichen Einrichtungen und überhaupt der Beginn des bürokratischen Mechanismus. Den Dank der Gemeinde versuchte diese mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechtes im Jahre 1956 zu bekunden. Aber auch in den Vereinen war unser Altbürgermeister zeitlebens aktiv: 1903 bereits bei den Schützen, dann bei der Musikkapelle und schließlich im Kirchenchor bis ins hohe Alter.
Durch Jahre Schriftführer bei der Freiwilligen Feuerwehr und später deren Ehrenmitglied.

In allem schließlich war sein Wesen ein Trachten, den guten Willen der Gemeindebewohner zu mobilisieren und Einheit und Gemeinsamkeit anzustreben.

Was wir heute an Erreichtem besitzen, wurde wesentlich mitgrundgelegt durch den Verstorbenen, der in Fleiß, Vorbild und Einsatz ein Leben lang Hand angelegt hat.

Es liegt an uns, diese Fundamente weiterzubauen und es wird vor allem an der Jugend liegen, dieses Ererbte weiterzutragen in die Zukunft.

In diesem Sinne wollen wir dem Verstorbenen Altbürgermeister am würdigsten ein Gedenken bewahren, das weiterlebt.

Strassen, am 11.05.1979

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