Nicht nur ein Maler der Weihnacht
Artikel der Osttiroler Heimatblätter - Heimatkundliche Beilage des "Osttiroler Bote" Nummer 12/2016 von Leo Andergassen
Um Oswald Kollreider ist es still geworden. Am 27. Jänner 2017 kann er seinen 95. Geburtstag feiern. Hinter ihm liegt ein langes Künstlerleben, das immer noch in kleinen Skizzen und Zeichnungen seinen Fortgang sucht und auch findet. Die Stille begleitete ihn aber ein Leben lang. Er suchte nie den Rausch der lauten Gassen, wohl aber die weite Welt. Wenn man heute zu Besuch bei Kollreiders ist, Schwester Theresia Kollreider vollendet am 4. Jänner ihr 97. Lebensjahr, so hat man eine Begegnung der besonderen Art mit zwei beinahe hundertjährigen mitteilsamen Menschengeschichten, denen das Bildnerische in der Kunst die Lebenshauptsache war. Heute sitzt Ossi den ganzen Tag im Lehnstuhl und nimmt alles wahr, was um ihn herum passiert. Thresl ist die kommunikative Interpretin einer langen, verflossenen Zeit. Die Inhalte fanden schon im Gestern statt. Aber wer viel erlebt hat, weiß auch Vieles zu berichten. So verschmelzen Erinnerung mit „Dichtung und Wahrheit“. Aber ist nicht alles gleich wahr, was die Erinnerung gegenwärtig hält?
Weihnachten im Stollen, Acryl, 1952, (Besitz Dr. F. Büse, Dortmund) - Foto: Archiv O. Kollreider
Oswald Kollreider wuchs in einer kinderreichen Familie in St. Oswald in der Gemeinde Kartitsch auf, der Kirchenheilige hatte in der Phantasie der Mutter gleich den Namen des Sohnes abgegeben, der als ihr sechstes und somit jüngstes Kind 1922 zur Welt kam.1 Harte Kindheit, karge Jugend, Entbehrungen und dazu noch eine unabwendbare Liebe und entsprechendes Talent zur Kunst. Kunst war für Oswald Kollreider immer ein Medium inhaltlichen Ausdrucks und formalen Festhaltens. Wie viele Bilder in Aquarell oder Acryl sind seinen Händen „entglitten“? Er malte mit schneller Hand, ein „Luca fa presto“, ein Schnellmaler, der in Erfassung des Objekts, um dessen künstlerische Wiedergabe er eintrat, sich eilte, es festzuhalten. Man kann dabei auch ruhig philosophisch werden und vom Festhalten des Augenblicks reden. „Wenn ich mit einem Bild beginne, ist es auch schon fertig“, pflegt er zu sagen. Wie oft tauchte er den Pinsel in die Farbe oder griff zu Kohle und Bleistift? Ossi ist ein Vielmaler, ein Vielseher, ein Wahrnehmer aller Wirklichkeit um ihn herum. Unter den tausendfachen Motiven, die den nimmermüden Seher begeisterten, finden sich in einer regelmäßigen Konstante Bilder, die der frommen Bildtradition seiner Jugend entspringen. Glaube ja oder nein, diese Frage hatte sich Kollreider nie gestellt, vielleicht in Nächten des Zweifels, die Glaubensgeschichte ist die Heilsgeschichte seines Menschenbildes. Immerhin war er ja Sohn einer Mesnerfamilie und hätte somit auch Gelegenheit zum Blick hinter die Kulissen gehabt, hin zur „despektierlichen Hinterseite des Sakralen“. Manche Rückwände von Hochaltären eröffnen veritable Rumpelkammern. So nähert er sich den Geheimnissen der Glaubenswelt aus einer verinnerlichten Sicht, die eine geglaubte und durchdachte und erfühlte ist.
Kollreider ist vor allem ein Bildner der Weihnacht. Ein Darsteller von Krippe, von Hirten und Königen. Hatte sich doch gerade im Bäuerlichen der Kanon der evangelischen Erzählung in die Gewissheit eines Figurenarrangements gegossen, Heilsgeschichte als niedliches, geradezu kindliches Erlebnis im Krippenformat. Wenn in zahlreichen Weihnachtsbildern immer wieder die Matrix des großen Egger-Lienz durchleuchtet, so kann Kollreider nicht eine eigene Komposition abgesprochen werden. Zahlreiche Weihnachtstriptycha (Weihnachtstrilogie) hat er gemalt und entworfen, Weihnachtskarten gedruckt und an seine Freunde verschickt, in Holzschnitten das Weihnachtsgeschehen festgehalten, Bilder mit Texten umgarnt, die von der Freude der Menschwerdung Christi künden. Die Trilogie bot für Kollreider die formale Lösung, die Geburt Christi mit den Staffagefiguren der Hirten und Könige an den Flügeln bestens in Einklang zu bringen. Die Bewegung der Flügel bringt auch das Motiv des zeitlichen Abstandes beider Huldigungen zum Ausdruck. Kollreider schuf auch Kirchenkrippen, ganz in seinem Stil aber in der Typologie, wie sie von den barocken Bretterkrippen her bekannt ist. Überhaupt lag ihm das Inszenieren, das Theatralische des Wandels. Wie viele Schautafeln schuf er für Triumphbögen bei Primizen und den entsprechenden Fensterschmuck? Andachtsmotive für Feldaltäre, aufgestellt für den Umgang? In der Bretterkrippe reduziert er die Figuren auf das Minimum, am liebsten auf Maria und das Kind, schon Josef erscheint in seiner Bildwelt als ein Störfaktor in einer heilstypologisch vorausbestimmten innigen Beziehung. War es seine tief empfundene Liebe zur Mutter, die den Vater eher als streng erscheinen ließ? Formal können Beziehungen gezogen werden zu den Bretterkrippen eines Alois Oberlechner in der Lienzer Pfarrkirche2, obwohl Oberlechner, was Kollreider nicht tat, Anleihe genommen hatte bei Gebhard Fugel, dem Hauptvertreter des religiösen Realismus. Ganze Kreuzwegzyklen sind danach entstanden. Bei Kollreider wäre eher Johann Baptist Oberkofler zu zitieren, man denke an die Bretterkrippe im Brixner Dom, die dieser 1939 gefertigt hatte. Bei beiden gibt es die Reduktion auf Figurenpartien, das Herausheben des Wesentlichen.
Wie oft konnte ich in den letzten Jahren beobachten, dass Kollreider quasi in Abstimmung zu den Festen im Kirchenjahr seine Skizzen anfertigte. Es ist ein Leben und Glauben im Rhythmus der Zeit, in der Kadenz heiliger Festzeiten, die sich von der Erfahrung des Alltags abheben und sich unauslöschlich in den persönlichen, geistigen Kalender eingeschrieben haben. Zu Weihnachten Krippenbilder, zu Dreikönig die Weisen aus dem Morgenland, an den Sonntagen mit speziellen Perikopen die entsprechenden Ereignisse, an Ostern Passion und Auferstehung und vor allem Emmaus, ein Bild das er liebt. Im Zeichnen lag die besondere Form der Frömmigkeit, die alles sichtbar macht, was dem Auge ansonsten verborgen bleibt. Ein Innen nach außen gekehrt, ein Unsichtbares erschaut, verschwommen Wahrnehmbares in Farbe getaucht und somit realisiert. In seiner Bildermatrix hielt er sich an Vorstellungen, die von einer vorkonziliaren Bilderkultur getragen war, von einem religiösen Expressionismus, die Kraft in Figuren und Zustände legte und letztlich den Triumph feierte, trotz Weltkriegen und Kommunismus den Katastrophen entkommen zu sein. Mit dem Abstrakten konnte und wollte sich Kollreider nicht abfinden. Es läge zu fern einer schon erfassten Realwelt, die doch dinglich ist. Und doch wäre es quer, Kollreider als einen Realisten zu bezeichnen. Seine Erfassung des Menschen sieht immer mehr, als es das schnelle Auge vermag. Er schaut in das Innere und erfasst in wenigen Strichen, in einer expressiven Abstrahierung des Realen das Gegenwärtige seiner Bilder.
Mantelteilung des hl. Martin, Graffito, Pfarrjugendheim St. Andrä, Lienz, 1955 - Foto: Andreas Pizzinini
Man kann sagen, dass Kollreider ein Gestalter einer durchaus neuen Sakralikonographie ist, die ganz aus seinem Innern kommt. Hier wollte er sich nicht vorgefertigten und abgeschauten Lösungen beugen, hier entwickelte er in großer künstlerischer Freiheit seinen „Herrgott“. Man sehe sich dafür Kollreiders Kreuzwege an! In der letzten Ausstellung, die ich anlässlich seines 90. Geburtstages aus dem reichen Material im Besitze des Künstlers im Gemeindehaus von Strassen konzipieren durfte, legte ich Wert auf eine Auswahl, die Werke der 60er-, 70er- und 80er-Jahre versammelt. Damals konnte erstmals ein großes Kreuzwegbild ausgestellt werden, in dem Kollreider alle 14 Stationen der 1731 von Papst Clemens XII. genehmigten Andacht versammelte. In der Treue zur Vorlage fand Kollreider zu einer neuen formalen Lösung, indem er die Kreuzesfälle zentral positionierte, unten rechts die Kreuzigung selbst inszenierte, darunter im Dunkel das Vesperbild und den Grablieger. In Zeichnungen hatte er einzelne Stationen auch entworfen, in denen auf hochformatigen Blättern mehr oder weniger nur das Antlitz Christi zu sehen ist, eine Reduktion auf das Wesentliche. In diesen Jahren hatte er sich auch am Gründonnerstag abends eingesperrt, um die Nacht durchzumalen, sozusagen, die gesamte Dramaturgie zeitgleich nachzuerleben und in eine lesbare Form zu bringen. Einzelne Kruzifixe zeigen im pastosen Acrylauftrag geradezu die fromme Überarbeitung des Bildes, das an Düsternis nicht zu überbieten ist. Man muss in der Kunstgeschichte lange zurückblicken, um Vergleichbares zu finden. In den Barock, der in den plastischen Pestkreuzen ebenfalls eine blutüberlaufene Oberfläche schuf. Schon 1969 hatte er für seine St. Oswalder Dorfkirche den Kreuzweg als Graffito an der Orgelbrüstung gestaltet. Kollreider war kein Freund einer religiösen Aufklärung, die nur kognitiv rezipierbare Glaubensdinge akzeptiert, er suchte das „Mysterium tremendum“, wie der evangelische Theologe und Religionswissenschaftler Rudolf Otto zusammen mit dem Gegensatzbegriff des „Mysterium fascinosum“ das Heilige benannt hatte3, das irrationale Geheimnis im Sichtbaren. „Jedesmal kreuzige ich ihn mit Leib und Seele.“ Anziehend und erschauernd zugleich, ist es, das Heilige. Dass ihn dabei Themen wie Schmerz, Tod und Freude besonders nahe gingen, Figuren wie Jesus und Moses, Eva und Maria, Sünde und Heil, liegt auf der Hand. Die „Tragik des Lebens“ (Ringelnatz) muss bei Kollreider nicht erfolglos gesucht werden, die ist neben den Themen des Alltags, in dem sie zu besonderen Erlebnissen werden, ein Grundtenor seines Wirkens. Als er mit 21 Jahren aus der Hölle Stalingrad nach Hause zurückkehrte, war ein Leben schon gelaufen, das nächste konnte erst langsam anheben. Oswald war genötigt, alles mit der Linken zu erledigen, die Rechte war seit seinem Kriegseinsatz in Russland 1944 lädiert, der Lungensteckschuss beeinträchtigte Körper und Knochen. Wer die „Gräuel des unerzogenen Menschengeschlechts“ am eigenen Leib erfahren hat, wird davon nicht mehr in Ruhe gelassen. Die christliche Religion macht dabei menschliches Leid im Gottesbild sublim. Schon in den Krippenbildern steigt die Prophezeiung von Golgotha auf. Im Todeskessel von Stalingrad reifte tiefe Einsicht im Soldaten Kollreider.
Heumahd, Acryl, 1983 - Foto: Foto Baptist, Lienz
Kollreiders Geburtstag fällt zwei Tage vor dem Gedenktag des hl. Josef Freinademetz (1852-1908), des 2003 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochenen China-Missionars, an. Für Kollreider war dies Programm und Verpflichtung, zumal er bei der Ausgestaltung der ersten Kapelle im Heimathaus des Heiligen in Ojes/Abtei 1978 (drei Jahre nach der Seligsprechung) kräftig Hand anlegte, den Bau der Kapelle finanziell unterstützte und ein Bildnis des damals Seligen stellte, welches sicherlich zu den gelungenen Wiedergaben des heiligen Ladiners zu rechnen ist.
Badende, Aquarell, 1988 - Foto: Foto Baptist, Sillian
Eine lange Biographie kann hier nicht ohne Abstriche erzählt werden. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg boten alles andere als geeignete Wege zum Erst- und Zweitbildungsweg. Kollreider wurde als Bub von Kurat Kraler in Hollbruck in das Malfach eingewiesen, ging dann nach dem Krieg zu Toni Kirchmayr nach Innsbruck. 1947 konnte er in entbehrungsreichsten Verhältnissen in Wien bei Sergius Pauser und Herbert Boeckl, Meister der Seckauer Apokalypse, weitere Anregungen empfangen. Nach dem Abschluss der Akademie kehrte er 1951 nach Lienz zurück, wo er sich im Kopieren von Albin Egger-Lienz übte, durchaus mit respektablem Erfolg. Prägend wurde Kollreiders Zeit in den Kohlegruben des Ruhrpott, wo er als Maler unter Tage die Tätigkeit der Grubenarbeiter festhielt. Man sah dabei schon, dass er kein Salonkünstler war, sondern immer das Hindernis suchte, um auf seine Art weiter zu kommen. Seine Porträtkunst führte ihm bald gewichtige Persönlichkeiten zu, von denen der englische Dichter und Nobelpreisträger Robert Graves, der Kölner Kunstpapst Johannes Ring und die Schriftstellerin Christine Lavant zu nennen sind. Manchmal musste es auch schnell gehen: Die Witwe von Egger-Lienz räumte ihm nur 32 Minuten ein, für Graves hatte er immerhin vier Stunden Zeit. Die Herausforderungen des Porträts zeichneten Kollreider am ganzen Körper: Aufgeregtheit und Anstrengungsschweiß, aber kaum berührte der Pinsel die Leinwand, war alles weg. In seiner Konzentration färbten sich sogar seine roten Haare am weißen Kittel ab. Ausstellungen folgten, 1948 bis 1950 in Schloss Bruck, 1953 in Dortmund, wo ihm der 1. Preis mit der Ehrennadel des deutschen Bergbaus zufiel, 1956 in der Österreichischen Staatsdruckerei in Wien. Wien, Innsbruck und Lienz werden in den darauffolgenden Jahren immer wieder zu Schauplätzen seiner Werkschauen.
Was Kollreider aus seinem Aufenthalt in Deutschland mitbrachte, war die Kunst des Graffito, mit der er einige öffentliche Bauten, Kirchen und Privathäuser in Osttirol überzog. Zu den gelungensten Kompositionen zählt die Mantelteilung des Martin am „Pfarrjugendheim“ von St. Andrä (Patriasdorfer Straße 7), die er 1955 schuf. 1969 entstand nicht nur der Kreuzweg von St. Oswald, sondern auch das Graffito „Der Auferstandene“ an der Kriegerkapelle von Gschnitz in Nordtirol. Auch Fassadenmalereien führte Kollreider aus, wie z. B. das Fresko „Guter Hirte“ am Turm der Dreifaltigkeitskirche von Strassen (1979). Jedoch fühlte er sich im kleineren Format glücklicher, letztlich auch freier. Trotzdem wird es die Sorge der Zukunft sein, wenigstens einige zu erhalten. Es sind Zeugnisse des Einbrechens der Moderne in Osttirol. Viel Verständnis wurde in den 50erund 60er-Jahren dem Künstler nicht entgegengebracht.
Alte Frau, Kohlezeichnung, 1987 - Foto: Foto Baptist, Sillian
Zum integrativen Bestandteil seiner Vita werden unzählige Reisen, die ihn in zahlreiche südeuropäische Länder und warme Kontinente führten.4 Sie lassen sich im Kern auch als zeitliche Flucht vor der engen Scholle in der Heimat lesen. In der Ferne fand Kollreider sein ideales Arbeitsfeld, ohne beklemmende antikünstlerische vorgefasste Meinungen, die den sensiblen Menschen auch trafen. Immer wieder bereiste er das Heilige Land und durchzog biblische Landschaften, in der Ferne folgte der Scheue den Menschen auf ihren Wegen und bannte flüchtige Momente in das Dauermedium Kunst. Es ist eine Form eines mondänen Dialogs, der gänzlich ohne Sprache auskommt. Dann blieben auch Ehrungen nicht aus: 1978 wurde Kollreider mit dem „Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ ausgezeichnet, 1979 folgte die Verleihung des Silvesterordens durch Papst Johannes Paul II., 1982 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Gemeinde Kartitsch, 1986 die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Strassen, im selben Jahr die Verdienstmedaille des Landes Tirol für sein Engagement speziell bei der Restaurierung der Kirchen von Strassen und im Jahr 1987 die Verleihung des Titels „Professor“.
Oswald Kollreider malt 1984 die Landkarte Ägyptens. - Foto: Archiv O. Kollreider
Wird Oswald Kollreider bald zu den vergessenen Künstlern Tirols zu zählen sein? 2004 vermachte der Künstler dem Brixner Diözesanmuseum 43 Bilder, dazu umfangreiches Dokumentationsmaterial mit Unterlagen und Fotodokumenten.5 In zahlreichen Privatsammlungen befinden sich Kollreiders Bilder. Eines aber wird auch in Zukunft unmöglich sein, nämlich, ein komplettes Gesamtverzeichnis zu verfassen. Zu zahlreich sind seine Arbeiten, geradezu uferlos der Bestand seiner mit Bleistift und Kohle geschaffenen Zeichnungen. Was wird aber bleiben? Kollreider hat keines seiner Bilder ein zweites Mal gemalt. Eine der interessantesten Künstlerbiographien Tirols, das Geheimnis einer nicht leicht zu durchschauenden und immer dialogbereiten Persönlichkeit, die sich selbst durchaus priesterhaft in der weihevollen Aura eines Künstlers der letzten Jahrhundertwende gibt, eingedenk dessen, dass Kunst nicht nur vom Können, sondern vom Künden komme. So ist Oswald Kollreider zeitlebens ein farbenfroher Prediger des menschlichen Seins gewesen, und viele hörten auf seine neugierige Illustrierung des Menschen, den er bewusst global wahrnahm, mit einem großen Respekt, sich immer selbst zurücknehmend vor dem Wunder, das er in den Augen der Anderen leuchten sah. Kunst und Künden. Es sind keine Kapuzinaden, die Ossi vortrug, wohl aber vom Herzen her geschenkte Einblicke zum Menschen in seinem Sein, seiner Arbeit, seinem Gesicht und seiner Aura. Die schnell geführte Hand erfasste schneller und besser als alles andere Gottes Spiegelbild, den Menschen.
Oswald Kollreider vor dem Plakat zur Ausstellung anlässlich seines 55. Geburtstages. - Foto: Dina Mariner, Lienz
Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, überreicht durch Landeshauptmann Eduard Wallnöfer am 14. August 1978. - Foto: Alpenbild, Franz Fischer, Innsbruck
Anmerkungen:
1 Zur Biographie vgl. Josef SINT, Vom Mesnerhof in die Welt. Oswald Kollreiders Lebensweg, in: Oswald Kollreider. Ein Malerporträt. Mit Beiträgen von Gert Ammann, Josef Sint, Michael Forcher, Innsbruck 1987, S. 9-27.
2 Rudolf INGRUBER, Alois Oberlechner, in: Osttiroler Heimatblätter, 84. Jg., Nr. 1-2 (2016).
3 Rudolf OTTO, Das Heilige, München 1917.
4 Vollständiges Verzeichnis der Reisen bei Hans-Peter OFER, Oswald Kollreider. Ein Maler des Expressionismus in Osttirol, Lienz 1997, S. 180-182.
5 Objektliste der „Stiftung Kollreider“, erstellt am 11. Juni 2004:
- Frauenporträt, Öl auf Karton, 101 x 72 cm, o. J.;
- Bergbau, 102 x 85, 1953;
- Knabenkopf, Rötelzeichnung, 1955;
- Porträt Thresl Kollreider, Kohlezeichnung, 70 x 50, 1958;
- Knabenporträt, 70 x 50, 1958;
- Entwurf für das Kriegerdenkmal in Assling, Zeichnung, 1961;
- Pietà, 70 x 100, 1962;
- Meine Mutter, 100 x 70, 1963 (Nr. 8 und Nr. 9 2015 auf Wunsch des Künstlers zurückgegeben);
- Mein Vater, 100 x 70, 1963;
- Die Wandlung, 198 x 106,2, 1964;
- Das Konzert, 70 x 50, 1965;
- Aydin, 70 x 50, 1970;
- An der Schreibmaschine, 70 x 50, Tempera auf Hartfaser, 1971;
- Aktstudie, 50 x 70, 1971;
- Entwurf für Kreuzwegstationen für Rombo in Kenya, 1972;
- Im Kölner Dom, 50 x 70, 1972;
- Schloss in Südengland, 50 x 70, 1973;
- Männerporträt in der Puzsta, 70 x 50, 1974;
- Die Blinden, 50 x 70, 1974;
- Zwei Flügel mit Sündenfallszene, je 110 x 50, Pressplatte, o. J. ;
- Männliche Aktstudie, 70 x 50, 1977;
- Singapur, 70 x 100, 1977;
- Eselritt, 50 x 70, 1978;
- Partisanensiedlung in Algerien, 50 x 70, 1980;
- Katharinenkloster, 70 x 50, o. J.;
- Der Ziehharmonikaspieler, Aquarell 70 x 50, 1983;
- Hong Kong, 70 x 100, 1983;
- Mönch in Grabeskirche, 70 x 50, 1983;
- Porträt Ernesto Reichl, 40 x 28,4, 1983;
- Aktstudie, 70 x 50, 1986;
- Lisi aus Ungarn, 70 x 50, 1987;
- Ecce homo, 70 x 50, 1987;
- Kulttanz, 50 x 70, 1987;
- Ungarische Puzsta, 70 x 100, 1989;
- Es ist vollbracht, 182 x 74, 1989;
- Neuseeland, 70 x 50, 1989;
- Selbstporträt, 70 x 50, 1991;
- Heimkehr des verlorenen Sohnes, 100 x 70, 1993;
- Reicher Prasser und armer Lazarus, 100 x 70, 1995;
- Zwei Hennen, 70 x 50, 1995;
- Das Alter, 70 x 50, 1997;
- Marende, 70 x 100, 1998;
- Am Klavier, 50 x 70, 1999;
- Weiße Pfingstrosen, 70 x 50, 2002;
- Anturien, 70 x 50, 2004.
Dazu kamen noch mehrere Stickarbeiten von Thresl Kollreider.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer: Privatdozent Dr. Leo Andergassen, Direktor des Landesmuseums für Kultur- und Landesgeschichte
Schloss Tirol, Schlossweg 24, I-39019 Dorf Tirol
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