Foto: Karl Schett
Zwei Dutzend Schützenkompanien hatten neben der Strassener Dreifaltigkeitskirche Aufstellung genommen.
Drei Landeshauptleute verfolgten den Vorbeimarsch der Schützen. Von links: Lorenzo Dellai (Trentino), Luis Durnwalder (Südtirol) und Herwig van Staa (Tirol).
Bericht der Tiroler Tageszeitung vom 09. August 2004:
Politprominenz beim Treffen der Pustertaler Schützen - Aufruf zu Traditionspflege auf Italienisch
Der Provinzpräsident von Trentino sprach am Sonntag zu den Pustertaler Schützen. Landeshauptmann Luis Durnwalder fungierte als übersetzer.
STRASSEN (rai). Die Schützenführung hatte nicht zu viel versprochen. Tatsächlich verfolgten am Sonntag die LandeshauptLeute von Tirol, Südtirol und dem Trentino in Strassen den Aufmarsch von Schützen aus dem gesamten Pustertal, aus Trient, Belluno und Bayern. Und noch ein vierter Landeshauptmann war dabei: Der Chef der bayrischen Gebirgsschützen, Karl Steininger, führt ebenfalls diesen Titel. Mit ihm wurden von Bürgermeister Friedrich Wieser die Kommandanten von Südtirol (Paul Bacher) und Welschtirol (Carlo Cadrobbi), der Obmann des Gesamttiroler Schützenbundes, Hermann Huber, und ein Ehrenzug des Heeres begrüßt.
Das Gewehr als Halt
Fast ein Meer von Trachten und Fahnen beim Gemeindehaus und auf der Wiese daneben. Böller, Salven, Marschmusik. Pfarrer David Shankland und Kurat Eduard Niederwieser zelebrierten den Gottesdienst und segneten die renovierte Schützenfahne Strassens.
"Europa wird immer größer. Da ist es umso wichtiger, unsere Kultur und unsere Traditionen zu erhalten und zu pflegen", sagte Trients Landeshauptmann Lorenzo Dellai auf Italienisch. Landeshauptmann Luis Durnwalder übersetzte und betonte in seiner Ansprache die alte Freundschaft in der Alpenregion. Bayerns Schützenchef sorgte sich um das Bekenntnis zu den christlichen Wurzeln in der EU und beklagte, dass die Schützen nicht mit Waffen nach Italien einreisen dürfen. Darauf Ehrenmajor Adalbert Jordan, der kundig durchs Programm geleitete, launig:
"Ohne Waffen wissen wir Schützen nicht recht wohin mit den Händen."
Achtzig und fit
Landeshauptmann Herwig van Staa erinnerte an die geschichtlichen und religiösen Wurzeln des Schützentums. Dann feuerten die Schützen eine Salve für den Lienzer Altbürgermeister Hubert Huber ab, der 80 wird.
Der meinte: "Schaut euch einen Achtziger an. Der muss nicht schwach aussehen. Ich habe noch vieles vor."
Der Bataillonstag, am Samstag eingeleitet mit der Segnung des neuen Kriegerdenkmals, schloss mit der Defilierung. Zwei Dutzend Kompanien und historische Gruppen zogen vorbei.
Bericht der Kleinen Zeitung vom 11. August 2004:
Schützentreffen im Zeichen der Einheit
Im "neuen" Europa setzen die Osttiroler Schützen auf grenzüberschreitende Kulturpflege.
Die Riege der Ehrengäste war lang, beim Gesamt-Pusterta1er Schützentreffen am Sonntag in Strassen. Besonders groß war die Freude bei den Kompanien, dass die drei Landeshauptleute von Tirol, Südtirol und dem Trentino den Feierlichkeiten beiwohnten.
Herwig Van Staa, Luis Durnwalder und Lorenzo Dellai betonten unisono den Wert grenzübergreifender, freundschaftlicher Beziehungen. Schützen aus Nord-, Süd- und Osttirol, aus Bayern, Kärnten und Trentino präsentierten sich eindrucksvoll in ihren farbenprächtigen Trachten. Beim Festgottesdienst unter freiem Himmel meinte Pfarrer David Shankland in Anspielung auf das Meer von Fahnen rings um: "Es kommt im Leben darauf an, Flagge zu zeigen".
"Wir müssen ganz Europa gemeinsam zeigen, dass wir unsere Traditionen weiterführen wollen", rief Durnwalder in die Menge. In dasselbe Horn stieß auch sein Kollege Dellai: "In einer sich immer schneller verändernden Welt müssen wir unsere gemeinsamen Prinzipien verteidigen".
"Schützen sind wehrhafte Leute, sonst würden sie keine Waffen tragen", meinte Strassens Bürgermeister Friedrich Wieser. Die Schützen, so Wieser, würden Werte verteidigen, die es wert seien, verteidigt zu werden: Heimatliebe, Glaube an einen Gott und Identitätserhaltung.
(Maria-Luisa Frick)
Schützen bauen mit an Gesamt-Tirol als Europa im Kleinen
Gesamt-Pustertaler Schützentreffen und Bataillons-Schützenfest Osttiroler Oberland am 8. Aug. in Strassen:
Schützen bauen mit an Gesamt-Tirol als Europa im Kleinen
29 Schützenkompanien aus Ost-, Süd- und Nordtirol, Trentino und Cortina sowie drei Musikkapellen ergaben mit ca. 1000 Trachtenträgern ein prächtiges Fest. Die drei Landeshauptmänner DDr. Herwig van Staa (Tirol), Dr. Luis Durnwalder (Südtiro!) und Dr.Lorenzo Dellai (Trentino) hoben die Wichtigkeit der Schützen hervor. Die Strassener Kompanie sorgte nicht nur für eine tadellose Organisation, sondern renovierte ihre Fahne sowie das Kriegerdenkmal und schuf eine beachtliche Schützenchronik.
über die Bedeutung der Tiroler Schützen in Geschichte und Gegenwart sprach LH Herwig van Staa in seiner Festansprache. Schon mit der damals modernen Verteidigungsordnung des Landlibells von 1511 zeigte sich Kaiser Maximilian als Förderer des Schützenwesens. In den Tiroler Freiheitskämpfen 1797 und 1809 schlug für die Schützen die Stunde der Wahrheit. Obwohl diese Verteidigungskriege letztlich verloren gingen, waren sie Vorbild für die Aufstände im übrigen Europa gegen die Knechtschaft durch Napoleon. In all den Jahrhunderten waren die Schützen auch eng mit der Religion verbunden, der Herz-Jesu-Bund 1796 und die eifrige Marienverehrung sind Zeichen dieser Volksfrömmigkeit. Was gilt davon aber in der heutigen modernen Zeit? Den großen ängsten durch Globalisierung in Wirtschaft, Verkehr und Umwelt kann man durch die Zusammenarbeit in überschaubaren Räumen entgegenwirken. Die Kooperation der drei Landesteile des alten Tirol ist für das vereinte Europa eine wertvolle Basis. Wenn man die wirtschaftliche Entwicklung auch mit den Werten der Religion und Tradition verbindet, kann man optimistisch in die Zukunft blicken.
Auch Südtirols LH Luis Durnwalder betonte in seinen Grußworten, man dürfe nicht darauf warten, bis man in Brüssel erfindet, was für die Tiroler richtig ist. Alle drei Landesteile sollten einen gemeinsamen Kultur- und Wirtschaftsraum schaffen und die wertvolle gemeinsame Tradition weiterpflegen. Von Gesamttirol als Europa im Kleinen sprach ebenso der LH von Trentino, Lorenzo Dellai; die Schützen würden dafür schon jetzt wichtige Beiträge leisten. Den Zusammenhalt und die Freundschaft unter den Schützen beschwor überdies der Landeshauptmann der bayrischen Gebirgsschützen, Karl Steininger.
Den richtungsweisenden Ansprachen war die überaus feierliche Festeröffnung vorausgegangen. Im gesamten mit Fahnen geschmückten Dorfbereich von Strassen/Messensee hatten sich die Kompanien, Trachtengruppen, der Ehrenzug des Bundesheeres, die Fahnenblöcke Osttirol sowie Südtirol/Trentino und die Fahnengruppe des Kameradschaftsbundes aufgestellt und waren mit den Ehrengästen unter den Klängen der Musikkapellen und Böllerschüssen vom Schulhausplatz zum Festplatz vor dem Gemeindehaus marschiert. Nach der Meldung durch die Bat.-Kommandanten Hans Obrist und Richard Stoll sowie dem Hornsignal durch Alois Pircher und der Salve der Ehrenkompanie Sillian - die Ehrenkompanie aus Südtirol stellte Olang - schritten die drei Landeshauptleute, Bgm. Friedrich Wieser, der Obmann des Gesamttiroler Schützenbundes, VK BMjr. Hermann Huber, und der Vertreter des Bundesheeres, Oberst Rüdiger Höß, die Front der Schützen ab.
Zum Festgottesdienst begrüßte Ortspfarrer David, der mit Schützenkurat Pfarrer Cons. Eduard Niederwieser konzelebrierte, alle Schützen und Ehrengäste. Seine Predigtworte waren sehr treffend, wenn er meinte: "Die Schützenfahnen, die meist religiöse Motive und Worte tragen, sind keine Museumsstücke. Sie rufen jedem Kameraden zu: Zeige auch im Alltag christliche Flagge!" Weiters betonte er: "Die heutige Messfeier ist nicht nur schmückendes Beiwerk zum Fest, sondern hält uns das eigentliche Ziel des Lebens vor Augen, nämlich Gott zu ehren und das Gute für die Mitmenschen im Visier zu haben." Die Schützen gaben ein positives Beispiel, denn Bez.-Mjr. Leonhard Strasser und Viertel-Marketenderin Ruth Strasser trugen Lesung und Fürbitten vor und VK Hermann Huber fungierte als Kommunionhelfer. Nach dem Gottesdienst, den die Musikkapellen Sillian, Winnebach und Strassen gemeinsam musikalisch gestalteten, segnete der Ortspfarrer noch die renovierte Fahne der Schützenkompanie Strassen, welche Fähnrich Peter Valtiner präsentierte.
Dem religiösen und weltlichen Festabschnitt wohnten zahlreiche Ehrengäste bei . Neben den genannten Persönlichkeiten hieß Bgm. Wieser willkommen: Alt-NR Hubert Huber, NR Helga Machne, die LA Elisabeth Greiderer und Dr. Andeas Köll, BH DR. Paul Wöll, den Bez.-Obmann des Kameradschaftsbundes, Josef Schneider, Gend.-Posten-Kmdt. Erich Pfurtschelier sowie die Ehrenbürger und Ehrenringträger von Strassen; von den Schützen den Landeskommandanten Carlo Cadrobbi und BMjr. Franz Landi von Welschtirol, den ObmannStv. des Gesamttiroler Schützen bundes Karl Pircher, Alt-Landes-Kmdt. HR Dr. Walter Zebisch, Ehrenoffjzier Alt-BH Dr. Othmar Doblander, Bundesbildungsoffizier Karl Pertl und Bundeswaffenwart Heinz Wotschitzky, die Bat.-Kmdten. Anton Huber (Lienzer Talboden) und Erich Enzinger (Innsbruck Stadt), Bez.-Major Richard Stoll (Südtir. Pustertal), Bez.-Mjr.-Stv. Günther Ploner (Brixen), Bildungsoffiz. Mag. Anton Wolsegger und nicht zuletzt den Bezirks- bzw. Bat.-Jungschützenbetreuer Heinz Golmayer und Eugen Tempele. Das Gemeindeoberhaupt bezeichnete dabei die Schützen als Säule des kulturellen und gemeinschaftlichen Lebens der Gemeinde, die in Strassen mit der Erneuerung des Kriegerdenkmales ein weiteres Zeichen ihrer aktiven Mitarbeit und ihres Kulturbewusstsein gesetzt hätten. Auch VK Huber, der sich über ein Schützenfest mit drei Landeshauptmännern freute und den Gruß des Landes-Kmdtn. HR Dr. Otto Sarnthein überbrachte, empfahl das stete Zusammenwirken aller Schützen und lobte die aktive Strassener Kompanie.
Im Rahmen des Festaktes wurden noch zwei verdiente Persönlichkeiten geehrt. seine Ideen und organisatorischen Talente zur Verfügung und bewährte sich als Kamerad und Mensch hervorragend. Wegen seiner Verdienste wurde er in der Bat.-Versammlung vom 12. April. d. J. zum Ehrenmajor ernannt; LH van Staa und VK Huber gratulierten und überreichten ihm die Ehrenurkunde. Auch bei diesem Fest half Jordan bei der Planung und gab in seiner Domäne als Sprecher während des gesamten Vormittags die klaren Ansagen. LH van Staa wollte Alt-NR und -Bgm. Hubert Huber, der sein 80.Lebensjahr vollendet hat, bei einem großen Fest gratulieren und lobte dessen außergewöhnlichen Einsatz und politische Sachkenntnis wie auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die Europahymne - gespielt von den drei Musikkapellen - und eine Ehrensalve bildete dazu den passenden Abschluss.
Der letzte Höhepunkt um die Mittagszeit war der Festumzug mit Defilier-ung. Damit sich dieser richtig entfalten konnte, marschierten die Schützenkompanien, Fahnenblöcke und Trachtengruppen sowie der Ehrenzug des Bundesheeres, über den Siedlungsweg zum Brunnerhof und Strasserwirt und wieder zum Gemeindehaus, wo Ehrengäste und Schaulustige das stramme Vorbeimarschieren unter Marschmusik mit Applaus belohnten. Besonders auffallend dabei waren der Landsturm Lienzer Klause und eine Gruppe aus Südtirol mit ihren originellen Waffen sowie eine kleinere Gruppe aus Strassen, welche Uniformen aus dem 1. Weltkrieg und der Zwischenkriegszeit trug, und nicht zuletzt die beiden Schützenkompanien von Baumkirchen und Brixlegg aus Nordtirol.
Zum Treffen so vieler Schützen gehörte natürlich auch ein großes, im Gemeindegarten aufgestelltes Festzeit, wo für Speis und Trank sowie musikalische Unterhaltung der vielen Besucher bestens gesorgt war. Am Samstag führte Bgm. Wieser dort mit Schützenhauptmann Oswald Mayr und Obmann Franz Valtiner den Bierfassanstich durch, danach unterhielten die "Hattinger Buam" mit ihren schmissigen Klängen das Publikum. Am Sonntagnachmittag gaben die Musikkapellen Sillian, Winnebach und Strassen im Zelt Konzerte, dabei wurden auch die Verfasser der Schützenchronik, OSR Franz Wieser und Schützenobmann-Stv. Hans Bergmann und ihre Frauen bedankt. Abends spielte das Quintett "Orig. Deferegger Freunde" zum Tanz auf.
Am Samstag konnten die Strassener Schützen gleichsam als Festeinstimmung ein gelungenes Werk der Bestimmung übergeben. Nach dem Einzug der Strassener Musikanten und Schützen und Fahnenabordnungen des Bataillons vom Schulhaus feierte man in der Dreifaltigkeitskirche die von Männerchor und Bläsern gestaltete Abendmesse. Hernach wurde das von Grund auf erneuerte Kriegerdenkmal nördlich der Kirche von Ortspfarrer David eingeweiht. KS