Ortspfarrer David kam mit Altpfarrer Cons. Hermann Dobler zur Einsegnung ins Trauerhaus, und beide feierten in der St. Jakobskirche den Sterbegottesdienst. Im Nachruf des Priesters vernahm man, dass dieses Begräbnis ein besonderer Anlass zum Danken für ein erfülltes Leben sei und alle guten Taten auch über den Tod hinaus Bestand hätten. Mit Weisen des Kirchenchores, dem die Verstorbene in ihrer Jugendzeit angehört hatte, und des Bläserquartettes wurde auch die Beerdigung auf dem Friedhof umrahmt.
Das lange und arbeitsreiche Leben von Maria Walder, geb. Steidl, begann 1913 als zweites von vier Kindern zu Hafner in Heising. Nachdem sie schon im Heimathaus überall fleißig mitgeholfen hatte, war ihre Tüchtigkeit auch auf dem Martnerhof in Hintenburg willkommen, dessen Besitzer Johann Walder sie 1938 heiratete. Zwei von ihren neun Kindern starben im Säuglingsalter, aber besonders tragisch war der Unglückstod ihres jüngsten Sohnes Josef, der 1975 25-jährig beim Abstieg von der Dreischusterspitze in den Sextner Dolomiten tödlich abstürzte. Auch ihr Mann war ihr schon 1969 im Alter von 65 Jahren im Tod vorausgegangen. Als ihr ältester Sohn Hans heiratete, erlebte die Großmutter mit ihren beiden Enkelkindern viel Freude.
Noch im hohen Alter ging sie mit unbeugsamem Willen zu Fuß zum Gottesdienst und holte sich so Kraft für den Alltag, in dem sie ihre kleinen Arbeiten erledigte. Am Sterbetag, dem 22. Mai; strickte sie noch ein Paar Socken fertig und hinterließ es gleichsam als Vermächtnis ihrer getanen Arbeit, ehe sie zu Bett ging und friedlich entschlief. Vielen Dorfbewohnern bleibt die "Martner Mame" in liebevoller Erinnerung als eine Frau, die in gelebter Gläubigkeit ihr Leben vollendet hat.
Am Begräbnistag von Maria Walder schlug für Josefine Bürgler, frühere Strasserwirtin, die Sterbestunde. Sie stammte aus Winklern im Mölltal, wo sie 1929 als jüngstes von acht Kindern zur Welt gekommen war. Bedingt durch den schmerzlichen Tod ihrer Mutter 1947 und das karge Leben auf einem Bergbauernhof während des Zweiten Weltkrieges verbrachte sie eine entbehrungsreiche Jugend. So nahm sie ihr Leben selbst in die Hand und besuchte die Handelsschule in Lienz, die ihr das Rüstzeug für den späteren Beruf gab.
1955 ehelichte sie Eckhard Bürgler aus Lienz, der den Gasthof Strasserwirt geerbt hatte. Als treibende Kraft beschloss sie mit ihrem Mann das traditionelle, aber abgewirtschaftete Gasthaus wieder mit neuem Leben zu erfüllen. Mit großem Einsatz gelang ihr das trotz mancher Unkenrufe. Während ihr Mann sich hauptsächlich mit der angeschlossenen Landwirtschaft und dem Holzhandel beschäftigte, ruhte der Großteil der Verantwortung für den Gastbetrieb in ihren Händen. Dabei hatte sie auch für das Personal zu sorgen, das zwar ihre Strenge und Ordnung spürte, aber viel von ihr lernen konnte. Neben dieser ausfüllenden Lebensaufgabe durch 30 Jahre schenkte sie noch fünf Kindern das Leben; die älteste Tochter Elisabeth leitet heute das Landhotel Strasserwirt.
Doch das Lebensschicksal bescherte ihr nicht die Ernte ihres beruflichen Einsatzes. Nachdem der Zubau des Strasserwirts 1986 eröffnet, ihre Ehe getrennt wurde und ihr Mann 1989 aus dem Leben schied, zog sie nach Heinfels in eine Wohnung, wo sie die Jahre des Ruhestandes verbrachte. Nun konnte sie sich ihrem Hobby, dem Reisen, widmen, ihre letzte Fahrt nach Argentinien war schon gebucht. Aber eine schwere Erkrankung zu Beginn des heurigen Jahres machte dies zunichte und führte schließlich am 25. Mai zum unerwartet frühen Tod im 75. Lebensjahr. In den letzten Tagen der Krankheit im Lienzer Spital war es ihr vergönnt, sich mit ihren erwachsenen Kindern zu verständigen.
Sie wurde in der St. Jakobskirche aufgebahrt, viele beteten an ihrem Sarg und nahmen auch am Begräbnis teil, das Ortspfarrer David und Altpfarrer Cons. Hermann Dobler, unterstützt von Kirchenchor und Bläsergruppe, zelebrierten. Gott möge ihr Leben vollenden und ihr all das schenken, was ihr in dieser Welt versagt blieb! KS