Do03.Jan

Harte Bauernarbeit - Karges Leben

Viele Dorfbewohner können sich noch gut daran erinnern, wie der Hanser Leo die Kühe auf der Weide hütete und dabei hin und wieder als Leckerbissen ein hartes Brotstück in den Mund schob oder wie er im Herbst mit Pferd und einfachem Wagen den Mist auf die Felder brachte und dort mit der Gabel ausbreitete oder wie er zur Sonntagsmesse eilte, jeden Gruß mit dankbarem Lächeln erwidernd, weil er das Sprechen nicht gewohnt war und ihn in alten Tagen auch die Hörkraft verließ.

leo mairAm 23. November starb er 90-jährig, der Leo Mair, friedlich glitt er hinüber in eine andere, bessere Welt. Und dennoch konnte er ein wenig an der schönen Seite des Lebens teilhaben, als er 1992 von seinem Neffen Jakob und dessen Frau Sophie in ihr haus in Heinfels aufgenommen wurde. Seither genoss er dort liebevolle Pflege, war manchmal sogar ein bisschen Mittelpunkt der Familie, wie z.B. am 19. September. An diesem Tag erhielt er hohen Besuch durch den Strassener Bürgermeister Friedrich Wieser und Gemeindesekretär Bernhard Bodner, die ihm zum vollendeten Neunziger herzlich gratulierten und ein Geschenk mitbrachten. Da kam ein Leuchten über sein Gesicht, das sonst eher ernst und verschlossen schien.

1911 wurde er in der Bauernfamilie zu Hanser in Messensee als Drittjüngster geboren, sieben Geschwister starben frühzeitig. Aber sechs stämmige, große Buben und zwei Mädchen wuchsen heran. Sie wurden von frühesten Tagen an zur Bauernarbeit herangezogen. Nach dem Tod der Eltern ging es damm, wer im Hanserhof zu "schaffen", wer zu arbeiten oder zu weichen hatte. Der Alteste, Hans, auch "Bu" genannt, blieb ein Leben lang Knecht im Heimathaus. Ihm folgte altersmäßig der Sepp, der zu Hanser die Zügel führte wie bei seinen Pferden, mit denen er weitum Handel betrieb. Der Nächste hieß Franz, er arbeitete lange als Knecht im Gasthof Leiter in Mittewald. Dann kam Notburga, die den Koflerbauern in Bichl heiratete und als Einzige für Nachkommenschaft sorgte. Ihr zweitältester Sohn Jakob erbte das Hanser Gut, weil keiner der daheim ansässigen Männer die passende Frau zur Gründung einer Familie fand. Daher blieb auch die jüngere Schwester Menl ledig und führte ihren Brüdern den Haushalt. Ein Mann mit über 1,90 m Körpergröße war Jakob, der mit Sepp auf dem Heimathof den Ton angab. Die Jüngsten der Familie hießen Leo, zeitlebens auch mit der Rolle als Knecht vertraut, und Peter; Letzterer heiratete als Einziger, bewirtschaftete mit seiner Frau in Utzenaich (Oberösterreich) einen Bauernhof, starb aber kinderlos.

Leo wurde im Haus seines Neffen in Heinfels aufgebahrt und am Begräbnistag vom Bestattungsunternehmen Jesacher bis zur Dreifaltigkeitskirche überführt, von wo man ihn zur St. Jakobskirche geleitete. Bläserquintett und Kirchenchor sorgten für die passende musikalische Umrahmung von Requiem und Beerdigung, die Ortspfarrer David und Pater Michael Ortner als Priester zelebrierten. Mit Leo wurde der Letzte der Kinder zu Hanser und damit ein Stück Alt-Strassen zu Grabe getragen. Nach einem einfachen und arbeitsreichen Leben wird er sicher ewige Heimat finden in der Gemeinschaft der selig gepriesenen Armen. KS

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