Im heurigen Winter machte ihr eine Grippe arg zu schaffen, von der sie sich nicht mehr erholte; auch der Tod von Altsekretär Josef Steidl ging ihr sehr nahe. Als in den letzten Wochen weitere Komplikationen auftraten, war ihr Lebenswille gebrochen. und sie starb nach Tagen aufwändiger, doch liebevoller Pflege durch ihre Töchter zuhause am 17. August im Beisein aller ihrer erwachsenen Kinder.
Ihr langes, an Entbehrungen, aber auch an schönen Zeiten reiches Leben spiegelte sich im überaus feierlichen Begräbnis wider. In der Stube des Heimathauses, wo sie blumenreich aufgebahrt war und die Gebetsbesuche niemals ausgingen, nahm der geistliche Neffe, Pfarrer Dr. Franz Mayr, die Einsegnung vor. Dann bewegte sich das lange Geleit unter Gebet und Trauerweisen der Musikkapelle vom Ortsteil Heising zur St. Jakobskirche. Den Auferstehungsgottesdienst konzelebrierten Dr. Mayr, Altpfarrer Cons. Hermann Dobler, die Pfarrer Josef Wieser, Stefan Bodner und Anton Kofler sowie Pater Raimund Kreidl. Die geistlichen Gesänge trugen die Chorgemeinschaft Erl und der Strassener Kirchenchor vor, Tochter Hilda Außerlechner regte in tiefen Worten zu Besinnung und Dank an, und Enkelin Claudia sprach die aussagereichen Fürbitten.
Pfarrer Dr. Mayr zeigte die Lebensstationen der Hörmer Mutter auf. 1908 erblickte sie zu Staffiner in Fronstadel das Lebenslicht. Ihre Ehe mit dem Hörmersohn und begnadeten Kapellmeister Josef Wieser begann hoffnungsvoll 1934 und endete schon 1950 durch seinen frühen Tod. Mit elf Kindern, von denen drei frühzeitig starben, musste sie sich durchs Leben kämpfen. Dank ihrer Hände Kraft, ihres Herzens Stärke und der Hilfe guter Menschen konnte sie bestehen und ermöglichte allen Kindern eine gute Ausbildung, sodass diese in führenden Stellungen für die Heimat großartiges leisten.
Nun hatte es Mutter Wieser etwas leichter. Im 1972 umgebaute und renovierten einstigen Dreierhaus Hörmer-Binter-Grammeler waren ihr Jahre des Rastens vergönnt, dankbar gepflegt und begleitet vor allem von Tochter Armella und Sohn Hans. Bis ins hohe Alter blieb sie Mittelpunkt des Hauses und strahlte Freude, Optimismus und Lebensweisheit aus. Mit ihren acht Kindern, 20 Enkeln und 18 Urenkeln pflegte sie regen Kontakt. So erfüllt alle, die sie kannten, eine große Dankbarkeit für ihr reiches Leben. Gott hat sie nicht vor dem Tod bewahrt, aber er hat ihr nun ein neues, reiches Leben als Lohn geschenkt.Das Abschiednehmen auf dem Friedhof schien kein Ende zu nehmen, von den geistlichen Worten der Priester bis zu den Klängen der Musik. Das Magnificat des Kirchenchores war aus dem Herzen der Mutter Wieser gesungen, die Erler Bläser spannten den Bogen zum Wirken des Sohnes Josef, und das ergreifende "Näher mein Gott zu dir" der Musikkapelle drang in die Herzen vieler. In der großen Trauergemeinde ließ es den hohen, bleibenden Wert der Mutter Wieser aufleuchten; ihr widmete Tochter Hilda, in Gedenken auch an viele andere Mütter, das folgende Gedicht:
Gleich einer edlen Rose,
oft geknickt,
geblutet,
verletzt,
im Sturm des Lebens,
doch das Antlitz
immer dem Licht
zugewandt,
um für andere
zu leuchten.
Gleich einer edlen Rose,
bewundert,
verehrt und schön
Mutter,
unter tausend Blumen
darf ich Dich
als die Kostbarste sehn.