„Wenn ich fort bin, dann gebt mich frei und lasst mich gehen, denn es gibt so viel Neues für mich zu schauen. Seid dankbar für die schönen Zeiten, die wir zusammen verbringen durften. Ich habe euch meine Liebe gegeben, aber ihr ahnt gar nicht, wie viel Glück ihr mir beschert habt.“
Dieser Beginn eines Meditationstextes, von Tochter Anita vorgetragen, wirkte wie ein geistiges Testament der Verstorbenen, das sich an viele Teilnehmer des Begräbnisses, besonders jedoch an die engsten Angehörigen richtete.
Herzliche Verabschiedung
Cilli Klammer, die am 11. Sept. nach Monaten von Krankheit und körperlichen Beeinträchtigung, aber wohlvorbereitet ihren letzten irdischen Weg ging, wurde in der Friedhofskapelle aufgebahrt. Der Seelenrosenkranz in der St. Jakobskirche bot vielen Besuchern die Möglichkeit, in Trauer und Dankbarkeit der Verstorbenen zu gedenken. In dieser Haltung beging man auch den Begräbnisgottesdienst, zelebriert von Pfarrer Mag. Hansjörg Sailer, und in sehr ansprechender Form musikalisch gestaltet von der Gruppe Karl & Co. Der Priester verglich in seiner Ansprache das religiös geprägte Leben von Cilli mit den Geheimnissen des Rosenkranzes, in denen sich Freud und Leid des Daseins widerspiegeln und im glorreichen Rosenkranz die Hoffnung auf ewiges Leben vermittelt wird. Im treffenden Nachruf erinnerte Nichte Gabi Stocker-Waldhuber an Cillis Lebensstationen, die sie zu einem besonderen Menschen machten. Die Fürbitten trugen Enkelkinder vor. Auch die Bestattung auf dem Friedhof zeigte sich in den Segensgebeten, dem Grablied und den Klängen der Bläsergruppe Strassen als würdige Verabschiedung dieser geliebten Frau und Mutter.
Aufgewachsen in der Trojer-Familie
Geboren 1931 in Mittewald als zweites von sieben Kindern, übersiedelte ihre Familie in Alter von sechs Jahren nach Assling, wo ihre Eltern Johann und Aloisia Hainzer den Gasthof Trojer mit einer kleinen Landwirtschaft übernahmen. Hier erlebte Cilli ihre Kindheit und Jugend, in der es Wärme und Zusammenhalt in einer Großfamilie gab, aber auch Wert auf Mitarbeit in der Gastwirtschaft gelegt wurde. Nach der Pflichtschulzeit war sie noch einige Jahre im elterlichen Betrieb tätig. Mit diesem blieb sie immer eng verbunden; das zeigte sich nach dem allzu frühen Tod ihrer Mutter im Jahre 1960. Obwohl damals schon verheiratet, war es für sie eine Selbstverständlichkeit, ihren Vater und die jüngeren Geschwister im Gasthaus weiterhin zu unterstützen.
Von Assling nach Strassen
Cilli begegnete ihrem Franz erstmals 1952 bei einer Hochzeit im Trojerwirt, und der verliebte junge Mann scheute von nun an keine Mühen mehr, um mit dem Fahrrad von Strassen nach Assling zu seiner Cilli zu gelangen. 1959 gaben sie sich das Jawort, gleichzeitig erfolgte der Einzug ins neu erbaute Eigenheim in Bach, einem Ortsteil von Strassen; im selben Jahr wurde Sohn Walter geboren. Es folgten noch die Töchter Maria, Margit und Anita, und nun hatte Cilli ihre eigene Familie, der sie sich mit Herz und Hand widmen konnte. Auch ihrem Mann Franz war sie eine große Stütze und in allen Lebenslagen der ruhende Pol in der Familie. Durch ihre warmherzige und gastfreundliche Art war das Zuhause ein Anziehungspunkt für Kinder, Schwieger- und Enkelkinder sowie Verwandte und Freunde.
Garten und Nähmaschine
Mit unermüdlichem Fleiß arbeitete Cilli in Haus und Garten, der immer mehr zu ihrer besonderen Leidenschaft wurde, wobei ihr Sinn für Ordnung unübersehbar war. Ebenso widmete sie sich mit Freude den Blumen. Was im Sommer der Garten, war im Winter die Nähmaschine. Dieses Handwerk brachte sich Cilli selber bei und nähte mit größter Geduld oft bis spät in die Nacht hinein. Eines ihrer letzten Meisterwerke war ihre wunderschöne Tracht, in der sie auf ihrem Andenkenbild dargestellt ist.
Lebensfreude bis zuletzt
Trotz all ihrer Arbeiten nahm sich Cilli Zeit für Gespräche im Familien- und Freundeskreis. Dabei schätzte man ihr natürliches Interesse allem Leben gegenüber und ihre Aufgeschlossenheit auch bei Diskussionen über religiöse und weltliche Themen. Sie beeindruckte mit ihrem Sinn für Gerechtigkeit und einem unbändigen Optimismus in allen Lebenslagen. Diese positive Lebenseinstellung war es auch, die ihr in all den Jahren der Krankheit half, die Lebensfreude nicht zu verlieren. 2012 erlitt sie nämlich einen Schlaganfall und 2015 einen Oberschenkelhalsbruch, beides schränkte ihre Mobilität sehr ein und erforderte Unterstützung durch die Pflegerin Maria. Auch ihr Mann war ihr in dieser Zeit eine große Hilfe; in wenigen Monaten hätten beide ihre Diamantene Hochzeit gefeiert. Cilli war für Franz und ihre Kinder trotz Krankheit und Alter bis zuletzt das Herz der Familie. Sie fehlt überall, doch alle sind ihr zutiefst dankbar. KS
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