Wenn man die Tischler-Mame gefragt hat: „Wie isch‘s denn friha zi Tischla giwen?“, so sprudelte es aus ihr heraus: „Oh, des wisst nicht. Dohame san do Voto und die Muito und do Groußvoto und i âls anzigis Kind giwen. Khot âmo et viel, âbo a net viel gibraucht. Gikaft âmo la s’Noatwendigschte. Âbo zin Essen âmo âlm ginui khot. Kourn und Erdäpfl âmo selbo ungibaut, Broat âmo selbo gibâchn, in Stâll âmo zwa, drei Kiahlan khot und a poor Henn.“
Familie mit elf Kindern
Geboren wurde Anna 1935 zu Tischler in Heising als einziges Kind ihrer Eltern Anna geb. Mayr und Josef Kraler, der – Hausknecht bei Aigner vlg. Untertassenbacher in Tassenbach - die 36 Jahre alte Hoferbin 1929 geehelicht hatte. Anna absolvierte die Volksschule in Strassen und musste schon früh in Haus und Stall und auf dem Feld mithelfen. Gerne hätte sie die Landwirtschaftsschule in Lienz besucht, aber man brauchte sie zuhause notwendig, weil nur ihre Eltern und der alte Großvater Johann Mayr als Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Als Anna 1957 mit 22 Jahren Jakob Valtiner (einen Sohn der Valtner-Familie mit 18 Kindern) heiratete, war man auch froh, dass alles beim Arbeiten leichter wurde. Aber nun kamen die Kinder, elf an der Zahl, und so wuchs mit den Jahren eine Großfamilie heran. Trotzdem fand die Tischler Mutter noch Zeit, im neu erbauten Wohnhaus südlich des Bauernhauses Gästezimmer zu vermieten. Die „Fremden“ umsorgte sie herzlich und großzügig und ließ sie wie selbstverständlich am Familienleben teilhaben.
Glaube und Schicksalsschläge
Mit viel Gottvertrauen und Liebe kümmerte sich die Tischler Mame um alles im Haus, sodass es den Kindern gut ging und sie zu tüchtigen Menschen heranwuchsen. Besondere Freude hatte sie mit ihren 20 Enkelkindern und Urenkel Niko. 1986 traf die Familie ein schwerer Schicksalsschlag, als Sohn Johann gemeinsam mit seiner Freundin Marion bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Felbertauernstraße ums Leben kam. Auch der unerwartete Tod ihres Mannes Jakob 2006 im Alter von 78 Jahren war für alle ein sehr trauriges Ereignis. Aber der Glaube und das Rosenkranzgebet sowie die guten Kontakte zu Nachbarn und den vielen Verwandten gaben der Tischler Mame immer wieder neuen Lebensmut. Im fortgeschrittenen Alter erforderten manche Beschwerden auch Krankenhausaufenthalte. Dabei überstand sie zuletzt eine Darmoperation gut, aber ein plötzliches Organversagen führte am 25. November zum unerwarteten Tod.
Ihre sterbliche Hülle wurde im Heimathaus aufgebahrt, hier konnten die zahlreichen Besucher beim Rosenkranzgebet der Verstorbenen gedenken. Das Begräbnis begann mit der Einsegnung bei der Dreifaltigkeitskirche, weil der Bichler Weg durch die Erneuerung der Thurnbachbrücke gesperrt war. So zog man auf dem „klassischen“ Bittweg von der Dreifaltigkeitskirche zur St. Jakobskirche. Pfarrer Mag. Hansjörg Sailer feierte mit Pfarrer in R. Stefan Bodner, einem ehemaligen Nachbarn der Verstorbenen, das Requiem, zu dem passende Gesänge des Strassener Männerchores erklangen und auch die Angehörigen mit Fürbitten und modernen Liedern beitrugen. In seiner Ansprache betonte der Priester, die Tischler Mame sei ihr Leben lang Christus, dem König, treu geblieben, nun werde er sie sicher in sein Reich aufnehmen. Nach den Beisetzungsgebeten des Priesters auf dem Friedhof wurde die Tischlermutter mit den Trauerklängen der Musikkapelle – Sohn Norbert ist langjähriges Mitglied – verabschiedet. Bei ihren Angehörigen und vielen Bekannten wird sie weiterleben in dankbarer Erinnerung. KS
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