„Dieses bekannte Lied von Udo Jürgens ist mir in den Sinn gekommen, als ich die Nachricht vom frühen Tod Ingos bekam; ich war tief betroffen. Wir beide sind in Strassen aufgewachsen, uns verband seit Gymnasiumszeiten beim Fußballspielen und Musizieren eine enge Freundschaft. 1973 haben wir unseren Traum, in einer Band zu spielen, in die Tat umgesetzt. Wir, deine ehemaligen Musikkollegen, trauern um dich, einen stets fröhlichen und zufriedenen Freund“, so Alfred Schett in seinen bewegenden Abschiedsworten.
Gymnasium in Bischofshofen
Ingo, wie Ingenuin gerufen wurde, kam 1953 in Innsbruck zur Welt. Sein Vater, Gemeindesekretär Josef Steidl von Hafner in Heising, hatte 1952 Josefine Steidl, geb. Spielmann, die Witwe seines älteren Bruders Ingenuin, der im 2. Weltkrieg gefallen war, geheiratet. So hatte Ingo bei seiner Geburt schon zwei Halbschwestern, später kamen noch drei Brüder und drei Schwestern dazu. Nach vier Jahren Volksschule in Strassen hieß es für Ingo im Herbst 1963 Abschied nehmen vom vertrauten Zuhause, er kam nämlich als „Student“ ins Gymnasium St. Rupert nach Bischofshofen. Im Alter von 14 Jahren traf ihn ein schwerer Schicksalsschlag, denn seine Mutter starb an Gelbsucht, an der im Winter 1967/68 viele Bewohner von Strassen erkrankten. 1972 maturierte Ingo.
Vielseitig talentiert
Eine große Leidenschaft von Ingo war die Musik. Kurze Zeit sang er beim Kirchenchor Strassen mit und beteiligte sich auch am Sternsingen. 1973 gründete er mit vier Musikkollegen die Tanzmusikkapelle „Drauspatzen“, bei der er als hervorragender Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger knapp zehn Jahre bis 1982 bei wechselnder Besetzung mitspielte. In späterer Zeit sang er beim Kirchenchor Mariahilf/Innsbruck mit und war begeisterter Besucher von klassischen und modernen Konzerten. Gerne spielte Ingo auch Fußball bei Freundschaftspartien der Sportunion Strassen. Seine Charaktereigenschaften, wie Toleranz, Geduld, Humor und Großzügigkeit, bleiben in Erinnerung.
Innsbruck als zweite Heimat
Bald nach der Matura begann Ingo das Englisch- und Geschichte-Studium an der Universität Innsbruck, das er nach mehreren Semestern aber nicht abschließen konnte. In Innsbruck wohnhaft, betätigte er sich zuerst als Zusteller der Tiroler Tageszeitung. Sein berufliches Standbein jedoch fand er bei der Firma SPAR, wo er lange Jahre bewährter Leiter der Filiale Höttinger Au war und die letzten Berufsjahre in der SPAR-Filiale Hall arbeitete.
1980 führte Ingo seine große Jugendliebe, Irmgard Pichler aus Strassen, zum Traualtar. Als Tochter Petra geboren wurde, war das Familienglück vollkommen. Mit Enkelkind Elias kam im Sept. 2016 noch einmal viel Freude in seine Familie. Wenn es die Zeit erlaubte, fuhr Ingo gerne heim nach Osttirol zu einem Familientreff. Eine tiefe Freundschaft verband ihn mit seinem Neffen Thomas, den er als Begleiter auf einer Reise in den hohen Norden mitnahm.
Die letzte Reise
Vor knapp zwei Jahren trat unerwartet eine schwere Krankheit in sein Leben, leider zeigten die vielen Behandlungen nicht den erhofften Erfolg. Seine letzten schmerzlichen Wochen konnte Ingo gottlob zuhause verbringen, betreut vor allem von seiner Frau Irmgard, ehe sein Lebensweg am 9. Jänner zu Ende ging.
Viele Verwandte und Bekannte aus Innsbruck und natürlich aus Osttirol füllten die große Höttinger Kirche zum Begräbnisgottesdienst, gestaltet vom Kirchenchor Maria Hilf. Nichte Margit schilderte mit innerer Teilnahme die Lebensstationen von Ingo, sein Freund Alfred aus Strassen hatte Worte der Zuversicht: „Der heutige Tag scheint dunkel, aber es gibt den Tag der Auferstehung und des Wiedersehens. Lieber Ingo, ruhe in Frieden!“ KS
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