Di19.Feb

Paula Wilhelmer (87), Strassen, † 28. Jänner 2019

Sie stammte aus St. Lorenzen und hatte es anfangs nicht leicht, als Südtirolerin in Strassen aufgenommen zu werden. Durch ihre kontaktfreudige, wohlwollende Art gelang es ihr bald.

„Mit zwölf Jahren, mitten im 2. Weltkrieg, wurde ich im Spital in Bruneck Blinddarm operiert. Wegen Bombenalarm musste ich nach der Operation ganz allein im Krankenzimmer bleiben, da ich als frisch Operierte nicht in den Luftschutzkeller gebracht werden konnte. Ich hatte ungeheure Angst, bis endlich der Bombenangriff vorbei war.“ Dieses unvergessliche Erlebnis erzählte Paula Wilhelmer immer wieder in ihrem Leben und fügte hinzu: „Damals habe ich das Beten gelernt.“

Keine richtige Pflichtschule
1931 als fünftes von sieben Kindern in Stefansdorf/St. Lorenzen (Südtirol) geboren, wuchs Paula geb. Mair auf einem Bauernhof auf und half schon als Kind beim Arbeiten mit. Wegen des 2. Weltkriegs und der italienisierten Schule erhielt sie keine regelmäßige Schulbildung, da der Unterricht oft für Wochen ausfiel. So bekam sie heimlich mit anderen Kindern von ihrer Mutter in der eigenen Stube Notunterricht.
Als Jugendliche ging Paula nach Bozen, um bei einer wohlhabenden italienischen Familie als Kindermädchen zu arbeiten und deren Sohn Deutsch beizubringen. Da der Bub aber nicht Deutsch sprechen wollte, lernte sie von ihm Italienisch und in diesen sechs Jahren auch manches für ihr späteres Leben. Nach einigen Diensten im Gastgewerbe fand sie schließlich im Sanatorium Martinsbrunn/Meran Arbeit als Hilfskrankenschwester, die sie sehr gerne ausübte.

Von Südtirol nach Osttirol
Am 7. Okt. 1965 nahm Paulas Leben eine richtungsweisende Änderung: Sie heiratete Franz Wilhelmer vlg. Hofgartner und zog von Südtirol nach Strassen/Hof in das neu erbaute Wohnhaus nördlich des großen Hofgartner Bauernhauses. In den folgenden Jahren kamen ihre Kinder Rosmarie, Wolfgang und Anita zur Welt und sie war richtig stolz auf ihre Familie. Tatkräftig half sie bis zum 80. Lebensjahr auch in der Landwirtschaft mit, die ihr Sohn Wolfgang später weiterführte, und hatte auch Freude an der Gartenarbeit. Bereichert wurde ihr Leben durch das Heranwachsen der zehn Enkelkinder, zu denen sie eine innige Beziehung entwickelte. Längst war Paula in Strassen heimisch geworden, pflegte guten Kontakt zu den Leuten und war wegen ihrer Gutherzigkeit und Friedensliebe geachtet und beliebt.

Zimmervermietung und Gäste
Ab 1967 fing Paula mit der Vermietung von Gästezimmern an, die sie mit ihrem Ersparten im Haus eingerichtet hatte. Bis zum Dez. 2018, also über 50 Jahre, pflegte sie diese Tätigkeit, die für sie fast eine Berufung war. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden viele Freundschaften vor allem mit italienischen Gästen, mit denen sich Paula bestens italienisch verständigen konnte. Um mehr Platz für Gäste zu schaffen, erfolgte 1970 beim Haus ein Zubau, den sie, weil ihr Mann neben der Landwirtschaft noch einen Beruf hatte, ganz allein organisierte. Bis zum vergangenen Jahr war ihr wichtig, am Haus immer wieder etwas zu erneuern.

Lebensabend
Im Nov. 2005 starb nach harmonischem Eheleben ihr Mann Franz. Nun lebte Paula allein in ihrem Haus, benötigte aber bis zuletzt keine Hilfe. Eine große Stütze für sie war das Gebet und der Besuch der hl. Messe. 2015 erlitt sie einen schweren Herzinfarkt, auch von einer Unterleibsoperation im Juni 2017 erholte sie sich wieder gut. Anfang Jänner 2019 musste Paula wegen Bronchitis ins Spital, bald darauf raubte ihr eine Lungenentzündung die letzten Kräfte. Im Kreis ihrer Liebsten und gestärkt mit den hl. Sakramenten der Kirche verstarb Paula am 28. Jänner im Krankenhaus Lienz.
Viele Gemeindebewohner und sogar Gäste aus Bergamo begleiteten Paula auf ihrem letzten irdischen Weg und feierten mit Pfarrer Mag. Hansjörg Sailer die Begräbnismesse in der St. Jakobskirche und die Beisetzung im Friedhof. Enkelin Elisa fasste im Schlusssatz des Lebenslaufes das Wirken der Verstorbenen treffend zusammen: „Oma hatte immer Lebensfreude und Energie, sie war eine sparsame und bescheidene Frau voll tiefer Dankbarkeit, Zufriedenheit und Gottvertrauen.“  KS

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