„Mit der heutigen Jungbürgerfeier werden wir als mündige Bürger in unsere Gemeinde Strassen aufgenommen. Viele von uns haben bereits wichtige Entscheidungen für ihren weiteren Lebensweg getroffen. Dabei muss jeder seinen eigenen Weg finden, auch wenn dieser aus der Heimatgemeinde und damit aus unserer Komfortzone hinausführt.“ Diese einleitenden Worte der beiden Jungbürger-Sprecherinnen Kathrin Lusser und Daniela Schett gaben ihren Kollegen einen wichtigen Impuls, beim Feiern nicht auf das Mitdenken zu vergessen.
Säulen der Demokratie
In seiner Begrüßung, bei der Bgm. Franz Webhofer neben den Jungbürgern auch die Festrednerin Anna Lukasser-Weitlaner, die beiden Ehrenringträger Josef Klammer und Peter Weiler sen. sowie die Gemeinderäte willkommen hieß, war es dem Gemeindeoberhaupt ein Anliegen, wesentliche Voraussetzungen für das Funktionieren des Gemeinwesens anzusprechen. Wenn man an die vielen Kriege der Vergangenheit und Gegenwart denkt, sei Friedensstiftung besonders aktuell. Für die sozialen Beziehungen zueinander gelte es täglich zu arbeiten, sie könnten nur mit Solidarität und Toleranz wachsen. Eine Gesellschaft, in der Religion und Tradition geringgeachtet werden, verzichte auf wesentliche Stützen, und das Gewissen für Umwelt- und Klimaschutz müsse laufend wachgehalten und zu konkreten Taten animiert werden.
Poetry Slams als Festrede
Da bei der letzten Jungbürgerfeier am Stefanitag 2015 die Festrede mit Poetry Slams von Mag. Markus Wurzer sehr gut ankam, wählte man auch heuer diese Form. Anna Lukasser-Weitlaner MA, beruflich als Theaterpädagogin tätig, behandelte in ihrem ersten Poetry Slam das Thema „Frau sein“, das im Spannungsfeld zwischen Ausbildung, Beruf, Karriere und Durchsetzung in der Männerwelt einerseits sowie Liebe, Mutterrolle und Privatleben andererseits steht. Beim nächsten Gedanken-Gedicht über das oft „Nichtgesagte in den zwischenmenschlichen und auch beruflichen Beziehungen“ sprach sich die Rednerin dafür aus, viel öfter dem richtigen Wort zur rechten Zeit Geltung zu verschaffen. Mit Jodlern und gesungenen Zitaten verstärkt, empfahl sie den Jungbürgern im dritten Gedichtbeitrag, zwar von der schönen Heimat Osttirol begeistert zu sein, sich aber offen zu zeigen für alle Seiten des Lebens und an der Bildung der eigenen Identität weiterzuarbeiten.
Erwachsenwerden wie Bergtour
Mehrere sinnvolle Tipps auf dem Weg zur eigenen Lebensgestaltung ließen sich noch der Jungbürgerrede entnehmen. So sollte man wie auf einer Tour für eine Begleitung durch gute Bergkameraden sorgen, auf die man sich - wie bisher in Familie und dörflichen Vereinen - verlassen könne. Ein erfolgreiches Miteinander gelinge nur, wenn jeder die Möglichkeit hat, für gemeinsame Projekte seine Talente und Fähigkeiten einzubringen. Auch den Begriff „Heimat“ dürfe man nicht nur auf die eigene Familie und die schöne Umwelt beziehen, sondern müsse Ausgrenzungen vermeiden und heimatlosen Menschen das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit geben. Die abwechselnd sprechenden Rednerinnen appellierten schließlich, sich für Umwelt- und Klimaschutz tatkräftig einzusetzen und die Chance zur Mitgestaltung des Gemeindelebens auch wirklich zu nützen.
Am Abschluss der Feier, die von Klängen des Bläserquintetts aufgelockert wurde, stand wie üblich das Gelöbnis der Jungbürger, die Überreichung des Buches von Michael Forcher „Tirols Geschichte in Wort und Bild“ durch Bürgermeister und Vize-Bgm. sowie das gemeinsame Singen der Landeshymne. Das Festessen im Gasthof Lenzer und der abendliche Dreikönigsball der Landjugend boten für die Geladenen noch ausreichend Gelegenheit zur Unterhaltung. KS
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Fotos Karl Schett.