In einem Friedhof gibt es ein Bild, auf dem der Künstler das Lebensrad des Menschen mit den wichtigsten Stationen gemalt hat. Für uns alle, ist diese Darstellung angesichts des Todes ein Symbol für unser Leben.
so Seelsorgeraumpfarrer Mag. Hansjörg Sailer.
Das Lebensrad von Anna geb. Klammer begann 1926; damals wurde sie als älteres von zwei Kindern des Wagnermeisters Franz Klammer und seiner Frau Anna in Strassen/Bach geboren. Um 1933 übersiedelte die Familie aus beruflichen Gründen nach Hollbruck, wo Anna die Volksschule besuchte. Als ihre Angehörigen mitten im 2. Weltkrieg wieder nach Bach zurückkehrten, verdiente sie sich schon ihren Lebensunterhalt als Hausmädchen in Lienz und erlebte in den Kriegs- und Nachkriegsjahren arbeits- und entbehrungsreiche Zeiten.
Ein neuer Lebensabschnitt begann für Anna 1948, als sie den öBB-Beamten Anton Bachlechner heiratete, dessen Familie nördlich der Bahn im Bahnwächterhaus wohnte. Auf der südlichen Seite erbauten die jungen Eheleute nun ein eigenes Wohnhaus, sodass die drei Töchter und ein Sohn in Geborgenheit und Liebe der Eltern aufwachsen konnten. Neben Familie und Haushalt widmete sich Anna vor allem ihrem geliebten Garten. Kaum waren die Kinder erwachsen, gab es für Anna und ihren Mann Tone neue Aufgaben, denn sie nahmen die zwei Enkelkinder Sabine und Stefan bei sich auf und ließen ihnen die gleiche Zuwendung und Sorge zukommen wie den eigenen Kindern. Diese schöne Zeit wurde abrupt unterbrochen, als ihr Mann 1993 plötzlich starb und sie nunmehr das Leben allein meistern musste. Doch in ihrer selbstlosen und liebevollen Art bewältigte sie auch diese Zeit und hat so ihre Familie ein Leben lang durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Bis ins hohe Alter war sie körperlich und vor allem geistig sehr rüstig, sodass sie für sich allein sorgen konnte. Von ihren Kindern, sechs Enkeln und zwei Urenkeln wurde sie gerne besucht, die Wintermonate verbrachte sie zuletzt bei ihrer ältesten Tochter Edith in Innsbruck. Doch eine Lungenentzündung, die einen Aufenthalt im Krankenhaus Natters erforderte, führte zu ihrem unerwarteten Tod.
Die Verstorbene wurde in der Friedhofskapelle Strassen würdig aufgebahrt, den abendlichen Seelenrosenkranz betete man in der St. Jakobskirche. Beim Begräbnis umrahmte die Bläsergruppe mit passenden Weisen die Aussegnung und Bestattung auf dem Friedhof, der Kirchenchor gestaltete die Totenmesse feierlich mit. Zelebrant Pfarrer Sailer wies abschließend auf das christliche Lebensrad hin, an dessen Ende für Anna Bachlechner nicht dunkle Ungewissheit steht wie beim Künstlerbild, sondern ein heller Neubeginn im ewigen Leben bei Gott. KS