Bereits in ihren Kindertagen lernte sie die Arbeiten auf dem Bauernhof ebenso kennen wie die Tugenden eines bescheidenen, frommen Lebens. Als ihre Brüder in den 2. Weltkrieg eingezogen wurden, musste sie sowohl die elterliche Landwirtschaft als auch das Bauerngut zu Schupfer in Hof bewirtschaften. Damals zählte sie auch zu den verlässlichen weiblichen Feuerwehrleuten von Heising. Anfang der Siebzigerjahre fand sie in Satteins in Vorarlberg eine Beschäftigung und arbeitete dort 17 Jahre lang in einem Altenpflegeheim. Nach ihrer Pensionierung konnte sie ihren Lebensabend in der Familie ihres Bruders Franz, der letztes Jahr im 94. Lebensjahr starb, verbringen.
Die "Tolder Moidl", wie man sie im Volksmund nannte, pflegte das Basteln als ihr großes Hobby, mit dessen Erlös sie großzügig die Mission unterstützte. Auch das Kartenspiel und das Lesen bereiteten ihr große Freude. Ein großes Bedürfnis waren ihr das tägliche Rosenkranzgebet und der Besuch der heiligen Messe, solange es ihre Gesundheit erlaubte. In ihren alten Tagen erfuhr sie durch die Familie ihres Neffen Hans und dessen Schwestern eine liebevolle Pflege, sodass sie trotz mancher Gebrechen zu Hause bleiben durfte. In den frühen Morgenstunden des 30. August kehrte sie im 92. Lebensjahr heim zu ihrem Schöpfer.
Beim Sterbegottesdienst, den auch Pfarrer Stefan Bodner mitfeierte, verglich Pfarrer Josef Mair die Verstorbene mit einer klugen Jungfrau, die mit einem vollen ölkrug auf das Kommen des Herrn gewartet habe. Das Magnifikat, bei der Beerdigung vom Kirchenchor gesungen, ließ erahnen, dass solche Menschen wie die Tolder Moidl zwar auf Erden fast übersehen, aber im Jenseits ihren verdienten Lohn erhalten werden. KS