Genau unter seiner Darstellung des Auferstandenen an der Kirchenmauer wollte der berühmte Maler seine ewige Ruhe finden. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt. Deshalb führte der Trauerzug von der Wieser Kapelle in Kartitsch die Straße hinauf auf den Friedhof von St. Oswald. Nach der Messe wurde Kollreider beigesetzt – im Beisein von Schützenkompanie und Musikkapelle, Verwandten, Freunden, Bekannten und Verehrern.
In der Wieser Kapelle hatte er seine ersten Bilder geschaffen: Sein Altargemälde dort zeigt die heilige Anna mit der Muttergottes – und der Kreuzweg in der Kirche von St. Oswald stammt ebenfalls von ihm.
„Zum Mesner“
Kollreider wurde am 27. Jänner 1922 als Jüngstes von sechs Kindern „zum Mesner“ in St. Oswald geboren. Die kleinbäuerliche Familie war geprägt durch Arbeit, Dorf und Kirche, in der sie seit Jahrhunderten Mesner ist. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte große Armut. „Die katastrophalen Folgen des Krieges waren unübersehbar. Schließlich war St. Oswald bzw. Kartitsch Frontlinie“, so Oswald, Neffe des Verstorbenen. Nach der Volksschule besuchte der Jüngste der Familie die allgemeine Fortbildungsschule in Kartitsch bis zum Sommer 1939.
Weil er bei den Zusammenkünften der Hitlerjugend häufig zu spät gekommen war, wurde Kollreider für ein Jahr nach Frankreich zum Reichsarbeitsdienst strafversetzt, „Sein Vater hatte nämlich gemeint, dass der Ministrantendienst am Sonntag der HJ-Versammlung vorzuziehen sei“, erinnert sich Neffe Oswald.
Von Frankreich wurde Kollreider nach Klagenfurt versetzt und war dort Ausbildner. 1943 musste er nach Russland, wo er im August schwer verwundet wurde. Er verlor den kleinen Finger und den Ringfinger der rechten Hand.
Akademie
Sie wurde dennoch zur Zeichen- und Malhand des Künstlers, mit der er später seine großen Werke schuf. Vom Wintersemester 1944 bis März 1945 besuchte er als außerordentlicher Hörer – da ohne Reifeprüfung – die Meisterschule für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Die Bombardierung der Akademie unterbrach sein Studium. Deshalb ging er nach Innsbruck und besuchte dort bis 1947 die Zeichen- und Malschule von Toni Kirchmayr. Ab Wintersemester 1947/48 traf man Kollreider wieder an der Akademie in Wien an. Er holte die Matura nach und studierte dann als ordentlicher Hörer. Neben der Ausbildung in Wien war auch die Armut ein Thema. „Er erlebte Hunger und Kälte. Auch konnte er sich aufgrund seiner Not nicht am studentischen und kulturellen Leben der Großstadt beteiligen.“
Umfassendes Schaffen
Nach dem Abschluss des Studiums begegnete Kollreider Industriellen aus dem Ruhrgebiet, die zu seinen Mäzenen und Freunden wurden. In den folgenden 50 Jahren seiner künstlerischen Entfaltung, in denen er unzählige Kunstwerke schuf, wechselten sich Reisen und Ausstellungen ab. „Diese Reisen erweiterten seinen Blick. Farbe und Papier durften dabei nie fehlen.“ Seine Reiseziele reichten von der Türkei über Mallorca bis hin zum Vorderen Orient, Norwegen, Guatemala, Asien, Afrika, Israel, Bangkok, Bali, Singapur, Mexiko, Peru, Florida etc. „Trotz der Welterfahrung ist er sich immer treu geblieben“, erklärt der Neffe.
In den vergangenen Jahren lebte der Künstler mit seiner um zwei Jahre älteren Schwes-
ter Theresia recht zurückgezogen im ersten Stock des Gemeindehauses in Strassen, malte und zeichnete weiterhin. Gepflegt und umsorgt wurden beide vor allem von Nichte Maria, Großneffe Andreas und den Pflegerinnen Ana und Dorina. „Im Sarg trägt unser Onkel sein Bergknappengewand aus Dortmund.“ In dieser Stadt hatte er als Arbeiter in der Zeche Zollern (mittlerweile stillgelegtes Steinkohle-Bergwerk) einst Geld verdient.
Kontakte in alle Welt
Bgm. Franz Webhofer, Bürgermeister von Strassen sagte: „In seiner Wohnung in Strassen gingen viele Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten ein und aus. Er unterhielt Kontakte in alle Welt. Trotzdem ist er bescheiden und bodenständig geblieben und beschenkte durch sein Wirken unser Dorf sehr.“
1985 wurde Kollreider Ehrenbürger der Gemeinde Strassen (auch von Hajós/Ungarn). 1982 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Gemeinde Kartitsch. „Er vollbrachte weit über seine Pflicht hinaus Dienste am Menschen“, so der Kartitscher Bürgermeister Josef Außerlechner. Weiters war der akademische Maler Träger des päpstlichen Silvesterordens, des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, des Verdienstkreuzes des Landes Tirols und zahlreicher weiterer Auszeichnungen. Martina Holzer
Ausschnitt aus dem Osttiroler Boten - Text: Martina Holzer