Pfarrer Stefan Bodner, einer der beim Fest geladenen Heimatpriester, konnte dem "Tischler Tate" die Sterbesakramente spenden, und weil der fast Hundertjährige selber stets auf den Tod vorbereitet war, wurde das an sich traurige Ereignis im christlichen Sinne in die Festgedanken eingeschlossen.
Im Jahre 1907 begann das lange Leben des Franz Aichner als ältestes von acht Kindern. Damals waren schwere Zeiten, sodass Franz und sein Bruder Alois schon als Kinder in den Dienst von Außervillgrater Bauern traten und dort auch die Volksschule besuchten. Mit zehn Jahren ging Franz einmal die 10 km lange Strecke von Außervillgraten barfuß, weil er keine Schuhe besaß, nach Hause. Nach der Pflichtschule wieder daheim, war er später beim Bergbau auf der Schattseite und bei der Drauregulierung beschäftigt, bis er im Jänner 1940 zur deutschen Wehrmacht einrücken musste. Im 2. Weltkrieg wurde er in Frankreich, Russland und wieder an der Westfront eingesetzt und kam zweimal wie durch ein Wunder mit dem Leben davon. Im August 1944 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Juli 1946 heimkehrte. Für kurze Zeit arbeitete er nun im Sägewerk des Pius Weiler in Tassenbach, dann von 1947 bis zur Pensionierung 1970 bei der Baufirma Mayreder. Nebenbei bewirtschaftete er mit Freude das kleine Tischler Bauerngut und war auch rege am Gemeindegeschehen beteiligt, indem er jahrelang bei der Agrargemeinschaft, der Freiwilligen Feuerwehr und beim Pfarrkirchenrat seine Fähigkeiten einbrachte.
Seine Familie gründete Franz Aichner 1939 mit Maria Wieser von Hörmer in Heising, die ihm fünf Kinder schenkte und ein Leben lang treu zur Seite stand. Durch sein hohes Alter konnte er sich über elf Enkel und drei Urenkel freuen. Neben dem Goldenen Hochzeitsjubiläum 1989 war es ihm vergönnt, auch noch das Diamantene und sogar das 65-jährige im Kreis der Familie zu feiern. Franz war zeitlebens immer bei guter Gesundheit, erst als seine Frau im April 2005 95-jährig starb, war sein geistiger Lebenswille doch etwas gebrochen. Bis zu den letzten Lebenstagen konnte man mit ihm normal sprechen, sodass sein Hinüberschlummern ins Jenseits am 23. Juli unerwartet kam.
Das Begräbnis wurde von der Bläsergruppe und dem Männerchor erhebend mitgestaltet, die Feuerwehrkameraden mit den Fahnen von Strassen und Tessenberg sowie die Abordnung der Schützen verabschiedeten sich ehrenvoll auf dem Friedhof. Msgr. Dr. Franz Mayr, der in Vertretung von Ortspfarrer David Shankland den Auferstehungsgottesdienst mit Diakon Hans Huber zelebrierte, zeichnete den Verstorbenen als treu sorgenden Familienvater, der sein Leben immer auf Gott baute. Vielleicht war es ein schöner Zufall oder Gottes Fügung, dass gerade deshalb der lange Pilgerweg des Tischler Tate am Fest des hl. Jakobus, des Patrons der Pilger, seine Vollendung fand. KS